laut.de-Kritik
Verbalschellen aus dem Bauch heraus.
Review von Laura SprengerWo Schote drauf steht, steckt in achtundneunzig Prozent der Fälle mehr drin: Produzent Enaka, Busen- und ehemaliger WG-Kumpel des Karlsruhers, zeichnet hier erneut für sämtliche Instrumentale verantwortlich. Die "Neue Bars Sued"-EP markiert nicht nur ihren Label-Einstieg bei der Heilbronner Künstlerschmiede WSP, sondern versprüht, versteckt zwischen Kampfansagen, Punchlines und ein bisschen Coming of Age, ganz viel Liebe für Rap.
"Lifestyle John Wayne, Kuschelfaktor John Mayer, Nickname Sean Strange, Killingmode John Player." Die rohe Energie, mit der Schote seine Texte unters kopfnickende Volk bringt, gepaart mit der tiefen Stimme und leicht abgehacktem Flow, täuscht mit Leichtigkeit darüber hinweg, dass der eine oder andere Wie-Vergleich nicht sitzt ("Ich komm' an mit 'ner Gang wie die Schaltung an mei'm Fahrrad") und eine Handvoll Lines klingt, als habe man sie so ähnlich schon irgendwo anders gehört.
Obwohl sich der Titel der EP an Sven Regeners Roman "Neue Vahr Süd" anlehnt, sucht man ein inhaltliches Konzept vergebens. Kleine Geschichten, die sich meistens um Ausgehgewohnheiten und Drogenkonsum drehen, erzählt Schote höchstens im Vorbeigehen. Hauptsächlich widmet er sich der im Deutschrap so umtriebigen Wackness, bricht "erst das Brot, dann das sechste Gebot" und verteilt eine verbale Schelle nach der anderen: "Mit euren Covern wird in Scheißbars der Tresen geputzt, wegen mei'm Cover wird mir freitags der Penis gelutscht."
"Arrogant auf Beats, ein klassischer Move", eben. Auf "AWIB", ein Akronym für "Alles, was ich bin", schlägt Schote mitunter nachdenkliche und selbstreflexive Töne an, die sich dank des permanenten Spontan-aus-dem-Bauch-heraus-Gefühls, das sich beim Hören einstellt, immer einen Rest Lässigkeit bewahren. Genau die transportiert auch Enaka mit seiner homogenen Mischung aus Boombap, Soulbap und seltenen Trap-Elementen.
Wer nicht nur Sidos Hoodreport des unvergessenen "Maske"-Albums und kurz vor Schluss dann "Say My Name" von Destiny's Child sampelt, sondern auch den Beat für "Füchse 2015" von grim104, Testo und LGoony zusammenfrickelte, den sollte man wohl im Auge behalten. Obwohl man Schote die VBT- beziehungsweise MOT-Vergangenheit durchaus anhört und lyrisch noch Luft nach oben bleibt, gilt für ihn definitiv das Gleiche.
1 Kommentar
Karlsruuuh! Starkes Teil, freut mich, dass das hier rezensiert wurde!