Schreiner - " Basskontrolle"

Der Berliner Schreiner ist zweifellos eines der letzten Überbleibsel des einstigen Hip Hop-Labelwahns, als die Majorfirmen wahllos unzählige, zumeist unfertige Rap-Acts unter Vertrag nahmen. Unfertig kommt Schreiner zwar nicht daher, aber nach dem kommerziellen Einbruch bei Deutsch Rap-Platten muss der Mitzwanziger-Emcee trotz Sony-Vertrag kleinere Brötchen backen. Folge: Die meisten Headz können mit Schreiner auf Grund wenig Werbung und fehlender Videorotation nichts anfangen.

Ein wenig zu Unrecht. Schreiner schart für sein Debut "Basskontrolle" erfahrene Leute wie die Spezialistz, Germ und Kumpel Blockwart P um sich, seine Lyrics haben Tiefgang, und die Beats von DJ Dezeron genügen gar höchsten Ansprüchen. Nur sein Flow bitet so heftig König Boris vom Fetten Brot, dass es den Hörgenuss einschränkt. Natürlich trifft ihn da wenig Schuld, denn die eigene Stimmenlage kann sich keiner aussuchen, trotzdem wirkt sein Style etwas antiquiert.

Darunter leiden besonders die mit superb-groovenden Beats unterlegten Tracks wie "Diese Stylez", "Breitflashig" oder "Fake Brotha". Schreiners Flow hinterlässt halt einen leicht faden Nachgeschmack. Auch die originellen Ideen des Diskussionsduetts "Schreiner trifft Gunter Grund" oder der grandiosen Zukunftsvision "Megatron" kicken aus diesem Grund nicht richtig.

Der "Basskontrolle" fehlt es einfach an der nötigen Durchschlagskraft, um sich im Rap zu behaupten. Es ist wahrlich kein schlechtes Album, aber im direkten Vergleich mit der Style-Entwicklung von Künstlerkollegen wie Tefla und Jaleel, Curse oder Kool Savas kann Schreiner (noch) nicht konkurrieren. Deutschsprachiger Rap bewegt sich eben zielstrebig aufs nächste Level zu, und wer da mitzieht, bleibt auf der Stecke wie Minardi.