laut.de-Kritik
Politischer Ska-Punk ohne erhobenen Zeigefinger.
Review von Christine BarthGrün wie die Hoffnung wartet der kopflose Bassist auf seinen Einsatz. Der rote Anzug schrammelt agressiv auf seine Klampfe ein, und der dritte im Bunde steht in einem blauen und mit der Aufschrift "Fear" versehenen Tracht vor seinem Mikro. Die kopflosen Bremer Studenten verarbeiten Gesellschaftskritik, Zukunftsangst und das ganz alltägliche Leben in typischer Ska-Band-Besetzung. So spielt einer der sieben Mannen die Posaune, einer die Trompete, und auch eine Orgel darf in dem ganzen Trubel mitmischen.
Die Mischung aus Ska, Punk und Deutsch-Rock verschafft dem Hörer schon beim ersten Track den versprochenen Adrenalinkick. Mit Trommelwirbeln und kontinuierlichem Schlagzeug kündigt die Kombo ihren Animationstrack an. Danach geht's ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit Sängerin Cécile von den Curlee Wurlees (die mich stark an Mia-Sängerin Mieze erinnert) in "Nero Burning Deutschland" daran, den Rechtsradikalismus in unserer Gesellschaft zu kritisieren. Dabei beweist Sänger Malte Prieser ein besonderes Verständnis für Texte, die eine Orgel passend begleitet.
Überhaupt nicht plump formuliert er auf fast schon poetische Weise Lyriks, die zum Nachdenken anregen: "... Aber schwarz, rot, gold sind nicht mal alles Farben, Und ganz bestimmt kein Modetrend zum Tragen, Grünes Flackern bei CNN - Bild mir meine Meinung ...". Dabei steht der Gesang immer im Vordergrund und rockt mit ausgefeilter Instrumentierung. Ausnahmsweise kann ich den Effekten, die den Song aufmotzen, wirklich etwas abgewinnen. Sie unterstreichen die ironische Stimmung der Kombi aus ernsten Texten und Bläsern. Hier beweisen die Jungs, dass Ska-Punk auch heutzutage nicht nur Suff-Begleitmusik sein muss.
Ironisch geht's im Song "Retro" gegen den Trend, immer nur alt Bekanntes aufzuwärmen. Ein Aufruf gegen Wiederholungen und zu neuen Ufern ... Nicht ganz sinnig, wenn man ihre achtziger-lastigen Stücke wie etwa "Mongoloid" bedenkt. Ansonsten aber beweisen die sieben Musiker hier wirklich einen eigenen Stil, mit dem sie uns in Zukunft hoffentlich noch oft beglücken werden.
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