laut.de-Kritik
Als säßen Simon & Garfunkel mit John Lennon und Kid Loco am Lagerfeuer.
Review von Christof KlausPlay. "The Boom Boom Bap, the Tap-a-Tap-Tap, that's the Beat of my Life". Diese sanfte aber markante Stimme verblüfft gleich zu Beginn, ehe zunächst lockere, dann schwere Beats einsetzen und einen umhauen: Was für ein Opener, was für ein einfacher, perfekter, schöner Pop-Song aus dem Wunderland. Wow!
Fast so, als ob Simon & Garfunkel gemeinsame Sache mit Kid Loco machen. Scritti Politti? Es ist schon eine eigenartige Geschichte, die sich hinter dem Namen verbirgt. Green Gartside, ein inzwischen über 50-jähriger Waliser, ist seit einer halben Ewigkeit als linkssozialisierter Musiker präsent und verband besonders in den Achtzigern Politik und Pop zu einer subversiven und auch kommerziell sehr erfolgreichen Melange.
In zwei Dingen blieb er sich über all die Jahre treu: bei seinen teilweise radikalen Stilwechseln von Punk zu Pop und von Reggae zu Hip Hop sowie den ausgedehnten Lücken seiner Biographie. Nun meldet er sich (mal wieder) zurück, und auch dieses aktuelle Comeback ist ein Überraschungsei, dessen Inhalt große Augen macht.
Auf "White Bread Black Beer", seinem ersten richtigen Lebenszeichen seit sieben Jahren, präsentiert Gartside bestes zeitloses aber durchaus eigenwilliges Songwriting mit großen Harmonien. Manchmal glaubt man fast, so ähnlich könnten John Lennon-Songs heute klingen, würde der Beatle sich auf einen Jam mit den Beach Boys einlassen.
Die Instrumentierung ist zwar über weite Strecken eher schlicht und puristisch, reichert sich aber auch dezent mit modernen Beats und Anleihen aus Folk, Hip Hop und Soul an. Im Zentrum stehen aber ganz klar Gartsides philosophierende Vocals, die ihren Reiz nahezu ungestört entfalten dürfen. Und so reiht sich eine starke Melodie an die nächste: "The Boom Boom Bap", "Road to no Regret" und "Snow in the Sun" sind nur ein paar Anspieltipps von vielen auf diesem kleinen, leisen und auf eine unaufdringliche Art auch sehr intensiven Album für Jedermann.
Zugegeben: die vereinnahmende und (oft gedoppelte) Stimme mag auf Dauer vielleicht etwas zu viel des Guten sein. In Raten genossen beschert die Scheibe aber viele Perlen seltsam schöner Musik, die keine Schublade braucht. Als eine etwas andere Lagerfeuer-CD unbedingt ganz vorne mit dabei!
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