laut.de-Kritik

Poppigere Klänge und weniger Raum für die Gitarre.

Review von

Mit "Pray" meldeten sich Secret Discovery 2004 sozusagen aus dem Kälteschlaf zurück und servierten auf Anhieb ein wirklich starkes Album. Live machten sie sich allerdings relativ rar, gingen aber im Sommer 2005 schon wieder ins Studio. Jetzt dreht sich "Alternate" bei mir im Schacht und lässt mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück.

Es hat den Anschein, als ob die beiden Hoffmann-Brüder ihren Sound, den sie in der Auszeit von Secret Discovery mit Alice2 angestrebt haben, nun auf "Alternate" gewissermaßen fortsetzen. Nicht nur, dass die Songs zunehmend in deutscher Sprache verfasst sind, sie tendieren auch in eine deutlich poppiger Richtung. Schielt man da etwa in Richtung Mainstream?

Dagegen ist ja an sich nichts einzuwenden, solange die Musik stimmt. Am Opener "Away" gibt es auch nichts weiter auszusetzen, vor allem nicht, wenn man auf die Sachen von David Bowie steht. Nicht nur musikalisch erinnert der Song schwer an den Altmeister, auch Kai liegt mit seinem Timbre nahe an Bowies Stimme, was man definitiv als Kompliment verstehen sollte. Jedoch fällt hier schon auf, wie wenig Raum der Gitarre noch zusteht.

"Mein Kleiner Tod" offenbart einmal mehr das Problem, dass man mit deutschen Texten schnell in Klischees abdriftet. Auf Schlagerniveau sind wir zwar noch lange nicht, aber bezeichnet man einen Orgasmus nicht gemeinhin als kleinen Tod? Da kommt der Text gleich noch einmal so seltsam rüber. Musikalisch ist die Nummer nicht schlecht aber irgendwie auch sehr beliebig.

"Weck Mich Auf" setzt zwar wieder etwas mehr auf Gitarren, scheitert aber genau wie "Lass Mich Los" an dem rammsteinigen Gesang. Sorry, Kai, aber da hast du echt mehr drauf. Während es bisher vom Tempo eher verhalten vor sich hin tröpfelte, drückt "Nichts Ist Mehr Wahr" endlich ein wenig nach vorn. Bis auf "The Same Way" und das schwer an U2 erinnernde "Ich Kann Dich Sehen" wars das aber auch schon mit rockigeren Schlagzahlen.

Songs wie "Forever In You" oder "Broken" sind wahrlich nicht schlecht, ob sie sich aber auch langfristig im Gehör fest setzen, wage ich zu bezweifeln, klingen sie doch nicht eigenständig genug. Ähnliches kennt man einfach schon von HIM, Zeraphine oder Scream Silence. Mit "Lass Mich Los" kann ich bis auf den Chorus überhaupt nichts anfangen und auch "Changes" entzieht sich mir weitgehend. Zwar schaut auch hier hin und wieder David Bowie ums Eck, jedoch wendet er sich genauso schnell wieder ab.

Mit "Alternate" wagen Secret Discovery eindeutig den Schritt in Richtung Mainstream. Ob ihnen der auch zuspricht, oder ob das in einer Bauchlandung endet, muss sich erst noch zeigen. Mit der Musik, mit der sie mich früher begeistert haben, haben die meisten Stücke auf "Alternate" jedenfalls nicht mehr viel zu tun.

Trackliste

  1. 1. Away
  2. 2. Mein Kleiner Tod
  3. 3. Weck Mich Auf
  4. 4. Nichts Ist Mehr Wahr
  5. 5. Forever In You
  6. 6. The Same Way
  7. 7. Broken
  8. 8. Ich Kann Dich Sehn
  9. 9. Lass Mich Los
  10. 10. Changes

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