laut.de-Kritik
Hey, ihr Hipster, hört euch das mal an. Dit is Berlin, wa?!
Review von Jasmin LützNach den unschlagbar zeitlosen Hits "Schmutziges Leben", "Arschloch Tricks" und natürlich "Rock'n'Roll" geht es für die coole One-Man-Show in die nächste Runde. "Singularität" heißt das vierte Sedlmeir-Album, das wieder auf Haute Areal erscheint.
Der Opener "Menschen brauchen Rock'n'Roll" belegt sogleich, dass es dabei nicht immer nur schmutzig, laut und schmierig zugehen muss. Die Parole in "20 Mark" lautet "Euphorisiert durch Illusion". Hämmernde Beats vom Drum-Computer. Die Stimme noch verzerrter als die Gitarre. Scheitern als Chance! Kapitalismus ist Scheiße - das klingt banal, aber nicht bei Sedlmeir. Humorvolle Skepsis, politisch korrekte Lyrik und der Anzug sitzt. "Haste mal 'ne Mark?"
Die neue Sommer-Hymne für die Hauptstadt steht spätestens seit der feucht-fröhlichen Release-Party zur Platte fest: "Sommer in Berlin" lässt die Stadt strahlen. Hey, ihr Hipster, hört euch das mal an. Dit is Berlin, wa?! Und wenn jetzt nicht sofort die Bierbrauerei mit Bär im Logo anklopft, um die Nummer als Werbesong zu erbetteln, dann setzt es ein paar Schellen, Alta!
Mit "Zukunft" gehts futuristisch weiter und der Hard Rock-Roboter mutiert zum Pop-Poeten. Sein Lieblings-Duettpartner Carsten Lisecki darf natürlich nicht fehlen: Harmonisch und melancholisch erklingt "Wir Uns Nicht" als trauriges Lied der einsamen Entertainer.
Der Frust ist Programm, aber selten so unterhaltsam und sexy in Szene gesetzt. In "Dinger" knistert und knattert es und im Video zeigt sich Sedlmeir mit Krawatte und ganz viel Blues. Dank munterer Pop-Melodie laufen "15 Liter Bier" dann ganz von alleine. "Das Leben des Freddy Müller" lernt man in nur 1:46 Minuten kennen, bevor "Der Zug" dann zur trashigen Schlagerparade einlädt.
Der "Drachen" beendet die wilde Reise durch Sedlmeirs Rockshow-Universum viel zu früh. Für Vinyl-Liebhaber gibts "Singularität" übrigens limitiert in rotem Vinyl.
1 Kommentar
Wenn ne Platte heute so klingt, frag ich mich immer: Können die das nicht besser? Oder wollen sie es nicht? Und falls letzteres zutrifft: Warum, zur Hölle?