laut.de-Kritik
Musik hören in der organischen Elektro-Wiese.
Review von Klaus TeichmannManchmal reicht Frankfurt bis ans Meer, manchmal sogar nach Köln. Sensorama erweisen sich mit ihrem dritten Album "Projektor" als elektronische Brückenbaumeister. Home-Listening frickelt sich auf den Dancefloor und findet nach dufter Party sogar selbstständig wieder den Weg nach Hause – da wird dann vor dem Schlafengehen auch noch einmal ein bisschen elektronische Musik goutiert.
Nach "Welcome Insel" und "Love" haben die beiden Frankfurter Minimalkünstler Jörn Elling Wuttke und Roman Flügel wieder alles Mögliche symbiotisiert, herausgekommen ist ein noch perfektere und reifere Scheibe. Die 14 Tracks bewegen sich wieder im bereits angelegten Sensorama-System – Elektroknistern wohlig deziliert auf rhythmischem housigem Beat angeordnet. Im Gegensatz zu auf Klangkunstwerken reduzierten Sounds bedienen Sensorama jedoch immer den guten alten Popsong. Die Stücke sind konsistent, die Samples fallen nicht in reine Einzelteile auseinander.
Getragene ruhige Stücke fordern Kontemplation ein. Heimwerkerelektronik. "Where The Rabbit Sleeps", auch die Grundlage für den Video-Clip, wird von einer fast schon düsteren Grundstimmung getragen. Handmade-Musik - Flöte, Klavier, Gitarre - sind klassisch eingespielt, verfremdet und wieder neu arrangiert. Wummernde House-Beats drücken dann wieder alles beiseite und sorgen für Dancefloor-Kompatibilität. In "Palais Plastique" brät erst eine fette Bass-Line in den Raum, ehe eine Studio 1-Minimal-House-Schleife durchschimmert.
"Projektor" steht für moderne elektronische Musik, klassisch Instrumentalisiertes wird gegenüber reinen Computer-Sounds gewichtet, ohne als Plädoyer gegen die Grundfesten elektronischer Musik gerichtet zu sein. Bumm-Chack - minimale House-Samples rocken auch weiterhin besser. Sensorama verlegen mit ihren High-Quality-Stücken Musikhören in die organische Elektro-Wiese. Da, wo das Kaninchen schläft, wenn es nicht gerade von Hochfrequenz-Gezwitscher zum Tanz gebeten wird.
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