laut.de-Kritik
Gefährlicher Schritt in Richtung Pharrell Williams.
Review von Ulf Kubanke"Was Nelly Furtado kann, kann ich schon lange!" So in etwa dürfte Shakira wohl gedacht haben, als sie den Plan für "She Wolf" ersann. Beide Diven weisen erstaunliche Parallelen auf. Meilenweit entfernt von den püppchenhaften Repräsentantinnen der etwas dunkleren Seite des Pop à la Spears oder Rihanna starteten sie von frühester Jugend an als selbständige Songwriterinnen mit authentischem Charme und Charisma: Um sich später in Richtung Dancefloor-Vamp zu entwickeln.
Konsequent erfindet sich die Kolumbianerin nun noch einmal neu. Für den hippen Sound sorgen u.a. John Hill (Santogold) und Pharrell Williams (Neptunes). Solch ein Schritt ist für Shakira nicht ungefährlich.
Der Frau, die bislang wie keine andere der Pop-Königinnen auf frische Natürlichkeit und unbefangen mädchenhafte Lockerheit setzte, ein Plastikbeat-Korsett zu verpassen, erscheint zunächst für die Persönlichkeit der Latina wenig vorteilhaft. Einen solchen Switch kann man sich nur leisten, wenn die Qualität der Kompositionen stark genug ist.
Vorliegendes Ergebnis ist in dieser Hinsicht zwiespältig. Zwischen grässlich und göttlich ist die gesamte Palette der Popskala vorhanden. "Did It Again", die Single "She Wolf" oder "Lo Hecho Esta Hecho" lassen einem das Herz bluten, ob ihrer flachen Fürchterlichkeit. Rhythmisches Gestöhne, Kunststoffbeats und kaum vorhandene Melodik geben keinerlei Raum für Shakiras gesangliche Qualitäten respektive leidenschaftliche Präsentation.
Das erinnert schmerzlich an alles, was die Ohren an einer uninspirierten "Hard Candy" Madonna so ärgert. Diese Kolumbianerin ist nicht dieselbe wie jene, die vor zwölf Jahren das knackige Pretenders inspirierte "Donde Estan Los Ladrones?" aufgenommen hat oder das hervorragend popfolkige MTV-Unplugged Feuerwerk.
Doch bevor man nun voll Gram die Scheibe aus dem Fenster werfen möchte, kommen ein paar Licht spendend tönende Sonnenstrahlen aus den Lautsprechern. "Long Time" hypnotisiert mit federleicht frühlingshaftem Refrain und garniert diesen mit ein paar Sekunden Klezmer. "Why Wait" und "Good Stuff" glänzen mit arabischen Verzierungen, die sich bei Shakira aus ihrem familiären Background ergeben und nicht gezwungen wirken. Letzteres würzt sie mit Mambo Latino und einer pfeffrigen Melodie.
"Men In Town" ist die schwitzende Dancefloor-Antwort der pantherhaften Weiblichkeitsikone auf Vogelscheuchensongs der Sorte "Pokerface". Die Höhepunkte der Platte bleiben aber das zart akustische Lagerfeuerliedchen "Gypsy" sowie der leichtfüßige Rocker "Mon Amour".
Hier spielt The Hip all ihre gewohnten Performance-Stärken aus. Die Mähne schüttelnde Breitbeinigkeit, die wir aus früheren Tracks wie "Animal City" oder "Don't Bother" kennen, steht ihr letztendlich doch am besten. Den Spaß an der Musik merkt man ihr hier deutlich an.
Und natürlich darf nach dem Überhit "Hips Don't Lie" das obligatorische Wyclef Jean-Duett nicht fehlen. Unter dem modern anmutenden Clubsound von "Spy" schlummert ein fröhlich ansteckender Bastard aus funky Vibrations und schmissigem BaBaBa-Pop, der nur bei einer Shakira weder lächerlich noch prätentiös wirkt.
Der Ausflug in die Welt der Plastikbeats zum knapp 20-jährigen Karrierejubiläum ist am Ende dann doch überwiegend gelungen. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass es bei dieser vorübergehenden Stippvisite bleibt, und Frau Mebarak Ripoll sich zukünftig wieder ihrer natürlichen Stärken bedient, die bei handgemachten oder tanzbaren rockigen Sounds einfach besser zur Geltung kommen.
56 Kommentare
neues album draußen...
wieder eine, die den neptunes verfallen is...
bin gespannt, was die rezi sacht.
Lieber Neptunes als Timba oder Kanye.
rezi kommt kommende woche
@keny NTM! (« aber wo der anwalt natürlichkeit oder lockerheit gesehen haben will, leuchtet mir nicht ein. das MUSS satire sein! »):
absolut, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie Shakira sich das Teil nach der Produktion anhört und sagt: "hey, tolle Nummer!"
das Lied hört sich an, als wäre es für Kinder komponiert worden.
She Wolf....absolut schrecklich...Lied wie das Video....da fehlen mir echt die Worte.
Am schlimmsten ist noch das gequietsche beim Refrain und diese "Dancemoves"
Wtf denk ich mir da doch...O.o
@benni266 (« Ganz ehrlich..der neue Style ist wirklich total Müll. Ich find es schade das Shakira vom ihrem eigentlichen Style abweicht..den hab ich sonst immer sehr gemocht..
She´s Wolf als Single ist für mich einfach totaler Ohnrenkrebs :S
Nix gegen Neptunes, aber zu Shakira passt das einfach nicht .. »):
Kann ich nur so unterstreichen.
Ich war 11 als "Whenever, Wherever" kam & als Kind steht man auf alles was man hört, fast.
Ich mochte sie damals & hatte, wie es für Kinder üblich ist, das Zimmer voller Poster.
Was aber jetzt aus ihr geworden ist, kann & will ich mir garnicht mehr als 1 mal pro Woche anhören.
Schade, Schade.