laut.de-Kritik

Ein klassisches Übergangsalbum.

Review von

"Eine Spritztour", so beschreibt der Pressetext das neue Shame-Album. Okay, das kann ja viel heißen. Eine Spritztour eines unerfahrenen Fahrers, "der einfach nur fahren will." Klingt jung, energisch und aufregend – vielversprechend! "Cutthroat" soll "urwüchsig", "roh" und "unverzeihlich" sein. Hmm, also ganz ehrlich, wenn man sich das Album anhört: so rotzfrech und mitreißend klingt das Ergebnis leider nicht. "Es ist die Person, die uneingeladen zu einer Party erscheint." Schon eher. Aber auf der Party angekommen, kann sie sich dann nicht entscheiden, ob sie mit den jungen Leuten die Hütte abreißen soll oder der vernünftige Fahrer bleibt. Am Ende trinkt sie zwei Bier, pöbelt ein wenig verhalten herum, holt sich dann um 1 Uhr einen Döner und schläft auf der Couch ein.

Was ich damit sagen möchte: "Cutthroat" ist kein schlechtes Album. Es kann sich aber auch nicht entscheiden, was es ist. Die guten, alten Post-Punk-Bretter haben weniger Biss, die melodischen Songs könnten einprägsamer sein, und die neuen Experimente werden zu verhalten durchgezogen. Ein klassisches Übergangsalbum?

Welche Neuerungen gibt es denn? "Quiet Life" ist ein Country-Song, aber post-punkig instrumentiert – klingt nach einem seltsamen Konzept, funktioniert nicht schlecht, aber das Songwriting bleibt nicht groß im Kopf. "Lampião" erzählt die Geschichte eines berüchtigten brasilianischen Banditen und interpoliert einen alten Song, den sogar jemand aus Lampiãos Bande schrieb. Cool, I guess, fällt nicht wirklich auf die Nase. Bei "Axis of Evil" ist das schon eher der Fall. Ein dunkler Synth-Pop-Groove à la Depeche Mode oder LCD Soundsystem, mit U2-Gitarren? Das Ergebnis klingt halbgar und ist als Finale des Albums verwirrend.

Highlights gibt es natürlich trotzdem. Mit dem Titeltrack fängt das Album stark an: Ein tanzbarer Groove aus kantigen Post-Punk-Gitarren und catchy Hooks, so etwas kann die Band. Auch in "Screwdriver" hageln die Gitarren wie kleine Messer, die Anspannung wird gekonnt gesteigert und aufgelöst. Mein Favorit ist aber "To and Fro": Der Refrain hat eine simple, aber berührende Akkordfolge, über die Charlie Steen blökt: "I don't want much / But give me everything you got!" Das wohl am mächtigsten spürbarste Momentum auf dem Album!

Dazwischen sind viele Songs, die irgendwo zwischen Post-Punk und Indie-Rock herumdümpeln, sich aber nicht so recht beweisen. Die junge Wucht der früheren Shame fehlt. Obwohl Charlie Steen hier klingt, als versuche er, gesanglich Mitstreiter*innen von Idles, The Murder Capital oder Protomartyr zu imitieren, fehlt ihm auf diesem Album oft das Charisma. Auch textlich ist da wenig Starkes dabei. Klar, mächtige, reiche Menschen sind korrupte Feiglinge; und ja, Rudelmentalität und Cliquen sind blöd; und hey, bestimmt war dieser brasilianische Bandit eine spannende Person – aber interessant formuliert kriegt die Band das hier nicht.

Natürlich ist eine Weiterentwicklung des Sounds immer gut. Post-Punk-Bands aus der Riege gibt es ja auch genug, da können Shame ruhig etwas Neues probieren. Nur wirken die neuen Wege, die einzelne Songs hier gehen, wie spontane Einfälle, die man eher auf B-Seiten verwerten könnte. Und die alten Tricks funktionieren, aber reißen nicht vom Hocker. Spaß hat man hier an einigen Stellen schon, aber insgesamt geht "Cutthroat" keine klar genug definierte neue Richtung.

Trackliste

  1. 1. Cutthroat
  2. 2. Cowards Around
  3. 3. Quiet Life
  4. 4. Nothing Better
  5. 5. Plaster
  6. 6. Spartak
  7. 7. To and Fro
  8. 8. Lampião
  9. 9. After Party
  10. 10. Screwdriver
  11. 11. Packshot
  12. 12. Axis of Evil

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