laut.de-Kritik
Deftiges Electro-Brett für die Open-Air-Saison.
Review von Daniel StraubIn Belgien macht man keine halben Sachen. Pfundige Sandwiches gehören dort genauso zum guten Ton wie hochprozentiges Bier. Auch in der Disko setzen die Belgier gern auf deftige Kost. Das Duo Shameboy ist ein gutes Beispiel dafür. Während andernorts die große New-Rave-Euphorie langsam einer Katerstimmung Platz macht, setzt "Heartcore" einmal mehr auf endloses Peak-Time-Gehüpfe.
Ohne Umschweife kommen Jimmy Dewit und Luuk Cox zur Sache. Gleich der Opener "After All The Damage" lässt den Electro-Bass kräftig knarzen. Eine Melodie, die auch Rex The Dog zu Ehre gereichen würde, rundet den Auftakt zu "Heartcore" ab. Danach nehmen Shameboy mit "Splend It" den Fuß ein wenig vom Gas. Der Anspruch, nur ganz große Mengen rocken zu wollen, ist jedoch auch hier unüberhörbar.
Electro-Trance fürs Stadion lautet das Rezept. Ziemlich plump, wenig spannend und reichlich klischeebehaftet, überzeugt mich "Splend It" nicht. Wie man große Hallen in seinen Bann zieht und dabei auch musikalisch eine gute Figur macht hat Gui Boratto schon des öfteren gezeigt. Shameboy sind selbst in ihren besten Momenten nur so etwas wie eine schlechte Kopie des Brasilianers.
Den Eindruck, dass hier ohne große Ideen einfach mal drauf los produziert wurde, entkräften auch die übrigen Tracks des Albums nicht. Originalität geht Shameboy gänzlich ab. Wer auf partytauglichen Electro-Rock steht, der ist mit Digitalism oder Boysnoize sicherlich besser bedient als mit den beiden Belgiern. Die werden dieses Jahr höchst wahrscheinlich ein paar Festivals in ihrer Heimat spielen.
Für derartige Auftritte sind Shameboy allemal gut. Nach einem schönen Rockkonzert zu fortgeschrittener Stunde noch ein bisschen durch die Gegend hüpfen. Da kommen die Tracks von "Heartcore" genau richtig. Auf CD braucht man sich derlei aber wirklich nicht anhören.
Noch keine Kommentare