laut.de-Kritik
Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche zieh'n!
Review von Alexander CordasStefan Hantel. Was war das für eine Sause mit den "Bucovina Club"-Samplern, seinem Album "Disko Partizani" und, mit Abstrichen, mit "Planet Paprika"! Mit der Hinwendung zu Balkan-Sounds hat sich der ehemalige Elektro-Tüftler erfolgreich neu erfunden.
Anscheinend verspürte der Frankfurter das Bedürfnis, sich wieder einmal zu häuten, denn mit den vergangenen Ausflügen ins Slawische hat "Anarchy + Romance" nur noch am Rande zu tun. Vielmehr versucht sich Stefan Hantel nun als Songwriter im klassischen Sinne und produziert ein poprockiges Album mit analogen Instrumenten und vereinzelten Reminiszenzen an Südosteuropa.
Die Crux der insgesamt 14 Songs lässt sich exemplarisch an einem einzigen Lied festmachen: "The Masterplan". So er denn einen hätte, wäre ja alles in Butter. Doch im Refrain heißt es bedeutungsschwanger: "I don't have a masterplan, you don't have a masterplan, we don't have a masterplan." Ist das zudem noch mit einer Melodie unterlegt, die bis auf kleine Nuancen "Der Nippel" von Mike Krüger zitiert, lässt einen das eher ratlos zurück.
Man möchte sich nicht unbedingt vor lauter Verzweiflung die Haare raufen, aber "Anarchy + Romance" zieht so dermaßen egal an einem vorbei, dass es egaler kaum geht. Ebenso "Lenny Soda". Die wunderbare Stimme von Gast-Chanteuse Emma Greenfield geht in einem seltsam laschen Offbeat-Geschunkel unter. Zudem möchte man dem Herrn Lenny Soda einen Hodenflip verpassen, denn nach diesem Lied will man den Namen nicht mehr hören geschweige denn aussprechen.
Backbeat-Klopfer wechseln sich mit Polka-Off Beat-Rhythmen ab und "Letkis" steht als einsamer Höhepunkt in einem ansonsten leider unaufgeregt klingenden Album. Jenes weckt Erinnerungen an das jüngste Album "The Jazz Age" von Bryan Ferry, in dem dieser seine eigenen Songs im Vintage-Jazz-Outfit präsentierte.
So legt Shantel ein Rundum-Schade-Album vor, bei dem man nicht einmal verärgert sein kann, weil es so egal klingt. Genau das ist traurig genug. Und jetzt alle: "Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche zieh'n und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben dreh'n ..."
1 Kommentar
Wirklich schade - wenns denn stimmt. Aus der Balkan-Nummer mag ja ein bisschen die Luft rausgewesen sein, aber Shantel als Songwriter??
Sorry, aber dass das in die Hose gehen MUSS, ist doch offensichtlich.