laut.de-Kritik
Sauberes Songwriting mit reichlich Soul.
Review von Artur SchulzKein Mensch erwartet von Sheryl Crow ein bahnbrechendes oder gar innovatives Album. Dafür sind andere, zumeist jüngere Hochgelobte des Musikgeschäfts zuständig. Doch während manche dieser Darlings gern dann versagen, wenn es darauf ankommt, macht Sheryl mit "100 Miles From Memphis" einfach nur ihren Job.
Mit reichlich Sixties-Soul ausgestattet, startet "Our Love Is Fading" höchst vereinnahmend. Die Beats schlendern über den Motown-Boulevard, allerlei Bläser setzen bunte Tupfer an den Song-Kreuzungen, währenddessen Sheryl dem ganzen Treiben entspannt den letzten Schliff verleiht. Die Spieldauer beträgt über sechs Minuten, und gibt daher reichlich Gelegenheit zu sauber ausgeführten Instrumental- und Chor-Parts. Kaum mehr als Durchschnitt hoppelt mit dem Schmuse-Reggae "Eye To Eye" am Ohr vorüber. Auch Gaststar Keith Richards reißt hier mit seiner Gitarre nichts heraus.
Mit "Sign Your Name" covert sie den radiokompatiblen und netten aber auch recht überflüssigen Song von Terence Trent D'Arby aus dem Jahr 1988. Hier gibt Justin Timberlake den Gaststar. Viel ungezwungener parliert der relaxte "Summer Day". Sheryls Soul ist ein weißer, klar. Die Sängerin setzt ihn aber nicht nur als vordergründige Staffage ein. Den eigentlichen, wirklich schwarzen Touch besorgen die kräftigen Background-Stimmen.
"Say What You Want" taucht Sheryls Lyrics in einen stimmigen Südstaaten-Blues-Sound mitsamt Gospel-Applikationen und natürlich Mundharmonika. Supremes-Beats dominieren "Peaceful Feeling". Der Titeltrack beschreibt Sehnsüchte und Träume, die seit Elvis untrennbar mit dem Namen Memphis verbunden sind. Das filigrane Sound-Outfit harmoniert glänzend mit leise schlagenden Beats. Eindringlich und leidenschaftlich: "Sideways" mit Citizen Cope als Gesangs-Partner. Zum Abschluss dann ein weiteres Cover: das "I Want You Back" der Jackson 5 geht klar vor "Sign Your Name" durchs Ziel.
Nach wie vor beweist Sheryl blitzsaubere Handwerks-Kunst, mitsamt flexibler und variabler Stimme. Sicher fehlt ein eindeutiger Überhit, was aber die Qualität des Gesamtprodukts keinesfalls mindert. Sheryl wählt lieber bewusst den Weg, ein von Dach bis Keller stabiles Song-Gebäude zu zimmern. Ausstattung und Interieur zeigen sich von erlesener Güte. Oft live anmutende Einspielung, authentische Roots-Guitar und fingerfertige Blues-Licks: wer auf gut abgehangenen Adult Rock steht, nimmt gerne Platz auf Sheryl Crows Storytelling-Veranda.
3 Kommentare
Einfach süß, die kleine Maus. 3
du bist auch ein ganz süßer, ganz warmer bruder
Album geht - wieder mal - klar. Cover kann sie gut!