laut.de-Kritik
Die Dame hat einen guten Ruf zu verlieren ...
Review von Joachim GaugerBereits "Tuesday Night Music Club" erlangte Platinstatus, vor dessen Girlie-Hit "All I Wanna Do (is have some fun)" war man einst nirgends sicher, wo ein Radio in der Nähe war. Eine Dekade nach seiner Entstehung brettert dieser Opener immer noch genauso stark daher wie "Strong Enough", der zweite Song vom Debüt.
Die beiden Hits dürfen natürlich in einer Zusammenfassung von Crows zehnjähriger Solokarriere ebenso wenig fehlen wie "Every Day Is A Winding Road" vom zweiten mehrfach platin-ausgezeichneten "Sheryl Crow"-Longplayer. "The Very Best of ..." ist ja ein ambitionierter Titel für einen solchen Überblick. Klingt nach absoluter Top-Auswahl, die allerdings je nach Publikum recht anders aussieht. Was für jedes Land genau das very Beste ist, haben die Produzenten bestimmt an seinen Charts abgelesen.
Einen größeren Bekanntheitsgrad hat mittlerweile auch "My Favorite Mistake" von den "Globe Sessions" erlangt. Vier Stücke stammen von "C'Mon, C'Mon" (2002), dem balladen-artigen Titelstück können allerdings auch die Corrs kein neues Leben einhauchen.
Sheryl Crow muss niemand mehr etwas beweisen. Doch sie hat einen guten Ruf zu verlieren. Schon beim erwähnten letzten Studioalbum, das doch einige Langweiler wie das hier ebenfalls vertretene "Soak Up The Sun" enthielt, konnte einen das Gefühl beschleichen, die besten Zeiten der Songwriterin seien vorüber. Nun bestätigen die dieser 'Best Of' beigesellten Neueinspielungen böse Vorahnungen.
Das geht schon ganz unerfreulich los, wenn die Crow sich in "The First Cut Is The Deepest" durch ein sentimentale Würdigung Cat Stevens' jammert. Zumal sie den peinlichen Schmerz, den die Erinnerung an diesen Heuler (den man vor Äonen ja vielleicht sogar gemocht hat, um so schlimmer) verursacht, mit schweren Streichern noch unnötig auswalzt.
Ebenso lächerlich wirkt es, wenn Sheryl Crow das ausgewiesene Rauhbein Kid Rock als Duettpartner in einer grausligen Ballade wie "Picture" verschleißt. Großes Gefühl in sein Organ zu legen, ist Kid Rocks Sache nicht.
Eine Best Of sollte Aufschluss über ein Lebenswerk geben. Diese wirft neue Fragen auf. Ist die seltsame Konstellation ausgeklügeltem Zielgruppentargeting zu verdanken? Soll die Verneigung vor dem ollen Yussuf die muslimische Gemeinde versöhnen, die der Haudrauf-Rabauke und Bush-Freund Kid Rock verschreckt?
Bleibt das Duett mit BAPs Wolfgang Niedecken, ebenfalls von "C'Mon, C'Mon". Das ist wirklich eine schlimme Schnulze, die auch durch Niedeckens gefühlsbetont vorgetragene Zweitstimme keine neue Existenzberichtigung erteilt bekommt. Übrigens: die Corrs, Kid Rock und das Cat Stevens-Cover bekommen alle, aber "It's So Easy" mit dem Bap-Frontmann ist nur der deutschen Fassung angehängt. War den Marketingstrategen etwa Niedeckens Englisch nicht gut genug für alle Welt?
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