laut.de-Kritik
Roh, derbe, atmosphärisch und emotional.
Review von Michael EdeleÜber das Fehlen der lateinischen Ziffern VIII durfte sich manch einer wundern. Doch: Entwarnung! Grundlegendes hat sich trotz des Bruchs mit der eigenen Geschichte im Shining-Universum nicht verändert. Simple Erklärung von Chef Niklas Kvarvorth: "Die Verwendung von Zahlen, um Alben zu beschreiben, ist nichts, an dem Shining noch länger Interesse hätte."
Kratzt im Prinzip auch kein Schwein, schließlich kauft man Shining-Alben nicht, um Latein zu lernen. Bleiben wir also beim eigentlichen Titel des Albums. Da nimmt der Herr den Mund doch recht voll. Auch wenn das achte Studioalbum von Shining eine abermals starke Veröffentlichung darstellt: Von einer Neudefinition der Dunkelheit bleibt es dennoch 'ne ganze Ecke entfernt.
Hält man sich mit dieser Wortklauberei aber nicht auf, stellt man fest, dass sich "Redefining Darkness" einfach zu deutlich an der Vergangenheit orientiert, um aus der eigenen Historie heraus zu ragen. Was man anderen Bands zu Gute hält und oftmals auch erwartet, daraus werden Niklas einige einen Strick drehen ... an dem sich unser S/M-Suizid-Freak vermutlich auch noch mit Vorliebe aufknüpft.
Dabei lässt sich die Orientierung an den eigenen Werken durchaus verkraften. Schließlich war da selten auch nur Mittelmäßiges dabei. Der Opener "Du, Mitt Knostverk" bietet quasi gleich den kompletten Geschichtsüberblick in einem Song. Roh und derbe prescht die Nummer zunächst los, um dann in einen schleppenden, atmosphärischen Mittelteil überzugehen, der in emotionalem Klargesang mündet.
Weiter gehts mit "The Great Ghastly Silence", das von atmosphärisch-düsterer Dichte der Gesangspassage hin zu fast schon jazziger Leichtigkeit in den ausgiebigen Saxophon-Parts pendelt. Allein der Refrain wandert zu sehr in die Beliebigkeit ab. Über "Han Som Hatar Människan" lässt sich hingegen kaum ein schlechtes Wort verlieren, gibt es hier doch Shining in Reinkultur.
Das schleppende "Hail The Darkness" flacht dagegen zwar etwas ab, hat immer noch genügend Ausdruckskraft, um stellenweise gar ein leichtes King Diamond-Feeling zu erzeugen. Nur über das Ende lässt sich streiten: Irgendwie driftet das Ganze zu sehr ins Lala-Land ab. Dafür passt das melancholische Klavierstück "Det Stora Grå" bestens zur tristen Jahreszeit.
Gleiches gilt für die Einleitung in das abschließende "For The God Below", das mit akustischen Gitarren langsam Stimmung aufbaut und dann die Verstärker anwirft. Mit Black Metal hat das zwar nur noch wenig zu tun, aber das ist für Shining-Fans schon seit langer Zeit eher nebensächlich. Nur mit der Neudefinition wird es eben doch nix.
3 Kommentare
Wo viele sich schon bei den letzten beiden Alben beschwert haben, war ich noch recht überzeugt von den ein oder anderen Stellen, aber bei dem Album muss ich den alteingesessenen Shining-Fans wohl Recht geben, dass dieses Album einfach nicht mehr die Shining-Seele atmet, auch wenn es musikalisch nach wie vor rein gar nichts auszusetzen gibt, keine Frage.
Ist eine Überraschung für mich. Ist einer der wenigen Metal-Alben, die dieses Jahr überhaupt Gehör fanden. Key-Track: "The Gastly Silence". Übrigens sollte man im Review ja wohl erwähnen, dass hier einige Soundcollagen bekannter Filmscores eingearbeitet wurden. Sehr deutlich eben 28 Days Theme (John Murphy), aber auch einen Touch von Zimmer - Inception. Das Songwriting ist wieder auf Höhe. Und mir schon klar, dass alte Shining-Fans enttäuscht sind - die hören wohl auch eher Depressive Black Metal und damit bis auf die Texte nichts mehr am Hut. Das ist ein Fingerzeig nach einem der vielseitigsten, genialsten Metal-Scheiben des letzten Jahrzehnts. Leider hat das Album (so wie seine Vorgänger VI und VII) wieder besagten Leerlauf und bedient sich alter Ideen (ist wenig innovativ). Bin mir immer noch unschlüssig - wanke zwischen 3.5-4 Punkte.
was mir besonders gut an den Album gefällt und wo die Reise unbedingt hingehen muss, um wieder die 5 Punkte Wertung zu verdienen. Mehr Alternative Rock-Einflüsse (nur nicht zu peinlich in Pop-Gefilde abrutschen), mehr Klangcollagen, manchmal ist weniger mehr (nicht jeder Song muss zum Ende hin sich neu entwickeln. Kürzere Songs und die Idee als eigenständige Überleitung nutzen.