laut.de-Kritik
Ein amerikanischer Traum wird schwedische Wirklichkeit.
Review von Jasmin LützAh, mal wieder guter Pop aus Amerika. Vielleicht sogar Kanada? Denkste! Schweden ist angesagt und immer wieder für eine Überraschung gut. Aus diesem hübschen Rock- und Popland kommen nun die Shout Out Louds. Die vier Herren und eine Dame haben dennoch einen innigen Bezug zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dieses eroberten sie nämlich bereits im Vorfeld. Zum vollendeten Glück veröffentlichte der Major Capitol das Debüt "Howl Howl Gaff Gaff". Na, wenn das mal kein guter Einstieg ist. Bei David Letterman und Jay Leno haben sie auch schon vorbei geschaut und zur Zeit touren sie quer durch Europa. In Deutschland durfte man sie bereits als Support der noch mal so guten Magic Numbers bewundern.
Bei soviel Gutem gibt es doch für jeden Pessimisten einen unvermeintlichen Haken?! Jawohl. Alle die den unaufhaltbaren Samariter Bono Vox weder sehen noch hören können werden sich an dem ein oder anderen Song der Shout Out Louds leicht wund stoßen. "Very Loud" ist die etwas andere Version von "Where The Streets Have No Name". Man vertausche ein paar Akkorde und gibt ein zünftigeres Trommelgewirbel hinzu und fertig ist die U2-Nostalgie. Aber es gibt schlimmeres Übel auf der Welt und mit der einprägsamen Single "The Comeback" haben die Stockholmer schon von Anfang an auf Sieg gesetzt und gewonnen. Und das Album bietet noch mehr Pop-Perlen in harmonischen Gitarrenklängen und verträumten Moog-Melodien.
"Oh Sweetheart" lässt fröhlich den Rumpf zucken, um dann sanft in die Arme deines Liebchens zu fallen. Noch inniger wird es mit "TrackAndATrain". Hier paaren sich die Stimmen von Sänger, Gitarrist und Songschreiber Adam mit der von Keyboarderin Bebban zu einem gefühlvollen Indie-Folk-Fest mit klangvollem Glockenspiel. Das sind die wahren Melodien für Millionen. Da mag man kaum glauben, dass diese Band - vor ihrer Gründung im Jahre 2001 - noch nie einen Song geschrieben hat. Parallelen hört man durchaus zu den ebenfalls sehr nach amerikanischem Folk-Sound klingenden Bright Eyes. Und die Begeisterung lässt nicht nach. "Please Please Please" zückt noch einmal die Tanzmuskeln und positioniert einen weiteren Schwedenhit in der Indie-Top-Ten. Mit 100° zeigen die Shout Out Louds, dass sie auch auf schräge Töne stehen und wild auf ihre Instrumente dreschen, um mit trashigem Synthie-Geheule das bisher Melodiöse zur Strecke rumpeln. Doch schon bald erklingen wieder die Glöckchen und Adam ist stimmlich der Verzweiflung nah.
"Hurry Up Let's Go" rockt dann ordentlich ab, bevor "Seagull" mit Akustikgitarre, pulsierendem Schlagzeug, sommerleichten Flötenklängen und exaltiertem Frontgesang dieses schwedische Prachtstück empfindsam beendet. Mit dem Opener "The Comeback" haben sich Shout Out Louds bereits mutig in Szene gesetzt und das nicht ohne Grund. Nach diesem sehr gelungenem Debüt, das nur leichte Ausfälle zeigt, freuen wir uns schon jetzt auf die baldige Rückkehr des melodischen Schweden-Quintetts.
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howl howl gaff gaff 3