laut.de-Kritik
Die Chile-Connection schlägt wieder zu.
Review von Daniel StraubDer südamerikanische Kontinent im allgemeinen und das langgestreckt an den Pazifik gequetschte Chile im besonderen, hat sich in den vergangenen Jahren zu so etwas wie einem Jungbrunnen für elektronische Musiker aus Deutschland entwickelt. Nun springen auch Sieg Über Die Sonne in das Frische verheißende Nass, geben ihrer Musik die Stimme des Chilenen Jorge González und tauchen mit zehn luftig leichten Tracks unterm Arm wieder auf.
Das passt natürlich prima zu sommerwarmen Tagen unter südlicher Sonne, schließlich verlangt auch die Urlaubszeit nach dem passenden Soundtrack. Mit mehr als einer Dekade an Erfahrung auf dem Buckel haben sich Pink Elln und Dandy Jack ins Studio zurückgezogen und an "+1" getüftelt. Spielerisch und mühelos sollten die Tracks klingen. Keine einfache Aufgabe, selbst für Vollblutproduzenten. Doch die Mühe hat sich gelohnt, das hört man jedem der zehn Songs schnell an.
Songs? Ja, Songs, nicht Tracks, sind beim neuen Sieg über die Sonne-Longplayer tatsächlich gemeint. "+1" setzt unverhohlen auf Melodie und Pop. Deutlichstes Indiz dafür sind die Vocals von Jorge González. Mal beinahe unterdrückt gesprochen ("Cleaning Windows"), mal melodiös tänzelnd ("Charlotte de Gaulle"), spielen sie sich unauffällig in den Vordergrund, gleiten leicht den Gehörgang hinunter und klopfen sanft am Trommelfell an.
Den unaufdringlichen Charakter der Stimme von González unterstützen die Sounds noch weiter. Wie ein feines, filigranes Gerüst legen sie sich um die Vocals. Den Songs wird eine Leichtigkeit verliehen, die den Maschinenpark des Studios nur noch als ganz weit entfernten Bezugspunkt kennt. Maschinenmusik? Das war einmal, als ein Synthesizer noch so groß wie ein Lieferwagen war. Heute soll alles organisch, natürlich und leicht klingen. Ein Ideal, dem Sieg Über Die Sonne mit "+1" so nahe gekommen sind wie noch nie.
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