laut.de-Kritik
Erster Rückblick auf das Werk der Slowenen.
Review von Michael EdeleEs erstaunt mich immer wieder, welche Bands es in Slowenien zu einem Bekanntheitsgrad bringen, wie er ihnen in unseren Breitengraden kaum möglich schiene. Siddharta gelten dort zu Recht als absolute Superstars, und auch die Minimal-Elektroniker von Silence sind in ihrem Heimatland keine Unbekannten.
Dort haben sie sich wohl vor allem mit ihrem Engagement am Theater einen Namen gemacht, doch auch ihre regulären Alben wurden in der nationalen (Tages-)Presse immer mit sehr wohlwollenden Worten bedacht. Nun haben Accession Records das Duo in ihren Stall geholt und geben als Einstieg gleich mal einen interessanten Überblick über die bisherige Schaffensphase von Silence.
Die erste der beiden Scheiben präsentiert ein paar von der Band ausgewählte Stücke, die die ganze Vielfalt des Duos recht eindrucksvoll wiedergeben. Nach digitaler Überarbeitung klingen auch die älteren Tracks vom Debüt "Ma Non Troppo" sehr ordentlich. Klangtechnisch laufen die Aufnahmen also durchaus konform. Natürlich kommen auf der "Anthology"-CD auch der Deine Lakaien-Remix von "Scream, Greeneyes" oder die beiden von weiblichen Vocals untermalten "The Chant - Reprise" (feat. Andja Maric) und "Hall Of Mirrors (mit Anne Clark) zum Einsatz.
Ebenfalls erwähnenswert und bisher auch sonst nirgendwo anders zu hören sind die Liveaufnahmen von "The Fifth Elephant", die sie beim Vain Tribute Konzert 2004 aufgenommen haben. Allerdings haben es auch ein paar Sachen nicht auf's Album geschafft, die ich dort gern gesehen/gehört hätte, wie beispielsweise "#1 Hit Single" oder "Silver Bloom". Der wirklich lohnenswerte Grund, sich "Key" zuzulegen, kommt mit dem "Rarities"-Rundling.
Beim Opener "Talkshow" handelt es sich um ein ganz neues Stück, das nur aus stimmlich erzeugter Musik besteht. Was zuerst etwas seltsam anmutet, wird schnell zu einem kleinen Ohrwurm. Die restlichen neun Stücke sind allesamt unveröffentlichte Werke, die zum Teil wieder sehr experimentell ausfallen. "Transition Blues" bekommt durch das Geklatsche einen leichten Flamenco-Touch, während "The Last Dance" ein wenig nach Barmusik mit integrierter Baustelle klingt.
Sehr schön und träumerisch klingen Silence beim melancholischen "Der Untergang", bei dem Benkos Stimme ungewohnt rau ertönt. Auch bei den beiden instrumentalen "Subaquea" und "God Forsaken Country" mit dem Rozmarinke Streichquartett laden die beiden zum Entspannen ein. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass eine Nummer wie "Les Egoistes", die barbarisch nach deutscher Volksmusik mit französischem Einschlag klingt, bei einigen eher für Kopfschütteln sorgen könnte.
"Key - Anthology / Rarities" ist also nicht nur für Einsteiger interessant, sondern hat auch für die langjährigen Fans der Slowenen interessante Augenblicke zu bieten.
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