laut.de-Kritik
Italiener sind die schlechteren Zuhörer.
Review von Stefan JohannesbergDer Beifall kannte keine Grenzen, als Soul-Popper Mick Hucknall endlich die ersten Töne von "Something Got Me Started" anstimmen ließ. Begeistert verwandelten die sizilianischen Zuschauer ihr Amphitheater in ein Freudenhaus.
Leider war dieser Gefühlsausbruch einer der wenigen in der Stadt Taormina. Zu lange hatten die italienischen Simply Red-Fans die musikalischen Leistungen ihres Idols 'nur' mit Applaus bedacht. Besonders die neuen Stücke des famosen "Home"-Albums mussten ihrer Unbekanntheit Tribut zollen.
Dabei spielte Mr. White Chocolate von Beginn an seinen größten Trumpf aus: die italienische Sprache. Aber selbst die Begrüßungsworte ernteten nicht die überschwänglichen Reaktionen, die der überraschte Fernsehfan erwartet hätte. Mindestens ein längerer Jubel wäre wohl angebracht. gewesen. Und die Begeisterungsstürme in Form freiwilliger Selbstbewegung wollen auch nach den folgenden sechs, sieben Songs nicht losbranden.
Egal ob melancholisch ("Home"), funky ("Positively 4th Street") oder bluesig ("Home Loan Blues"), die Italiener hören zu, doch Bewegung ist was anderes. Erst Hits wie "New Flame", "Stars", "Money's Too Tight To Mention" oder das erwähnte "Something Got Me Started" sorgen für Bewegung.
Vielleicht liegt es ja am Ort des Geschehens, sprich dem Amphitheater, dass Stimmung und Sound luftig leicht wie Sommerbrise aus dem großen Rund schwebt. Zwar haben die Stücke etwas Feines, etwas Reines an sich, verfügen aber eigentlich über genügend dreckigen Soul, um jeden Club zum Schwitzen zu bringen.
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