laut.de-Kritik
Gelungener Roots-Reggae-Tribute.
Review von Kai KoppDer sparsam instrumentierte Opener erinnert wohltuend an die knisternde Intimität einer Sidsel Endresen, die ich bisher für unerreichbar hielt. Sinéad O'Connor lehrt mich mit dem ambienten "Jah Nuh Dead" eines Besseren! Klasse Song, klasse gemacht! Das Interesse ist geweckt, auch wenn sich der Rest des Albums vom Eröffnungsstück stilistisch stark absetzt. Denn "Throw Down Your Arms" ist eine Kollektion aus Roots Reggae-Songs, die Sinéad O'Connor in den vergangenen 15 Jahren inspiriert und berührt haben. Dabei will sie die Stücke als Tribute und nicht als Imitation verstanden wissen.
Die Reggae-Legenden Sly & Robbie zimmern ihr einen anständigen Sound zurecht, und da ich vor kurzem beschlossen habe, total auf Reggae zu stehen, passt mir "Throw Down Your Arms" hervorragend in den Kram. "Marcus Garvey" (im Original von Burning Spear) eröffnet den Reigen. Er bläst und orgelt gut los, wird in Sinéads Version aber nicht in die Annalen der Reggaehistorie eingehen. Ein korrekter Song ist es trotzdem. Das 45 Jahre alte "Door Peep" (ebenfalls Burning Spear) nimmt das Tempo etwas raus und geht smoothen Gewissens als amtliches Chill-Out-Material durch.
"He Prayed" schlurft zwar ein bisschen vor sich hin, aber das ist im Reggae ja Sinn und Zweck der Sache. Dennoch fehlt insgesmat etwas der Kick. Sinéads Lieblingssong "Y Mas Gan" (The Abyssinians) groovt wieder ordentlich, "Curly Locks" (Lee Perry) geht dagegen gar nicht. Man darf über so ein entspanntes Playback nicht lasziv hauchen statt singen. Das ist, seit Jane Birkin und Serge Gainsbourg 1969 "Je T'Aime" ins Mikro stöhnten, von Amts wegen verboten. Vielleicht offenbart sich hier, was sich in den anderen Songs nur andeutet: Sinéads Stimme klingt für einen starken Reggae-Tune etwas zu unspektakulär, zu brav, nicht kantig genug. Die Playbacks sind dank Sly & Robbie allesamt oberamtlich. Der gevoicte Prägestempel ist jedoch nicht markant genug, um die Versionen ordentlich zu kicken.
"Vampire", ein Devon Irons-Song, hypnotisiert mit karger Harmonisierung und Perpetuum-Groove. "Downpressor Man", im Original von Peter Tosh, und der Titelsong "Throw Your Arms Down" sind völlig okay, nicht mehr und nicht weniger. Gut inszenierte Chorstimmen, ein klasse Groove und eine unkonventionelle Instrumentierung machen "Untold Stories" zu einem überzeugenden Buju Banton-Remake. Der Bob Marley-Klassiker "War" lockt mit reizvollen Flötenklängen.
Tja, was soll man sagen? "Throw Your Arms Down" geht in Ordnung und klingt auch gut. Sinéad O'Connor groovt sich durch Roots-orientierte Reggae-Tunes und stört damit nicht weiter. Aber so richtig in Ekstase will ich nicht geraten. Ich kann immer noch Elmex von Aronal unterscheiden, und auch sonst bin ich ansprechbar. Für ein paar schöne Momente und eine relaxte Grundstimmung sorgt Sinéad O'Connor dennoch. Auch wenn mich kein Song völlig aus der Fassung bringt, ist der Zustand nach "Throw Your Arms Down" ziemlich friedlich und entspannt. Der Reiz liegt eindeutig im Gesamtkonzept und nicht in den einzelnen Songs. Tribute gelungen.
1 Kommentar
Hab ja eigentlich kein Problem mit der Sängerin, aber was sie hier abliefert ist echt verdammt schwach.
Die gecoverten Songs werden von ihr so kalt und gefühllos gesungen, das ich mich echt frage ob sich die Frau überhaupt mal die Originale richtig angehört hat.
http://www.youtube.com/watch?v=-mWNi7u9OLY
Burning Spear - Marcus Garvey