laut.de-Kritik

Ihr Industrial ist melodisch und tanzbar geworden.

Review von

Wie es scheint, haben sich Skinny Puppy tatsächlich mit dem Gedanken angefreundet, nicht nur ein Studioalbum pro Dekade zu veröffentlichen. "The Greater Wrong Of The Right" ist gerade mal drei Jahre her, und nun legen Ogre und cEvin Key mit "Mythmaker" ein definitiv starkes Album vor.

Mit "Magnifishit" steigt das Duo, das sich schon nach dem letzten Album mit Mark Walk verstärkt hat, gewohnt beißend und sarkastisch ein. Die Drums geben einen marschierenden Rhythmus vor, und Ogre scheint sich stimmlich mit einem Harmonizer der ganz alten Schule zu gefallen. Trotz oder vielleicht auch wegen der vielen kleinen Feinheiten hat das Stück etwas sehr Melodisches und Episches. Daran schließt das noch ein wenig tanzbarere "Dal" an. Eingangs vielleicht noch ein wenig zu spartanisch, was die Melodien angeht, ist schnell klar, dass da noch ein wenig mehr Druck kommt.

Schön verträumt beginnt "Haze", auch wenn der Stimmeffekt nicht wirklich mein Fall ist. Vogelgezwitscher, eine entspannte Melodie, und mit einem Schlag geht es orchestral zur Sache. Nur um im nächsten Moment schon wieder ruhig und minimalistisch zu werden. So zeichnet sich die Nummer durch ständige Wechsel zwischen laut und leise aus. Auch "Pedafly" wirkt zunächst, als könnte man dazu Blumen pflücken. Doch schon bald entwickelt sich der Song zu einem waschechten Industrial-Stampfer mit gehöriger Power.

Als Gegenstück dazu schließt sich nahtlos das mystisch-melancholische "Jaher" an: akustische Gitarrenmelodien paaren sich mit zarten Klavierklängen und einer kaum verzerrten Stimme von Ogre. Ein Song, der einem eine wohlige Gänsehaut verpasst. Deutlich kantiger, deswegen aber nicht weniger eindinglich präsentiert sich im Anschluss die reine Elektronummer "Politikil", die nicht unbedingt zu meinen persönlichen Highlights zählt. Das kann aber nicht zuletzt daran liegen, dass hier keine nennenswerten Gitarren auftauchen.

"Lestiduz" und "Ambiantz" gehen in die gleiche Richtung. Dabei arbeiten sie weitgehend mit Breakbeats, verzichten aber beinahe gänzlich auf Melodien. Für meinen Geschmack ein wenig zu technoid, aber das gab's ja schon öfters von den Kanadiern. Das folgende "Pasturn" ist so etwas wie ein vertontes Neuronen-Feuerwerk. Dazu Ogres eindringlicher Gesang, der weitgehend auf Effekte verzichtet. Wozu auch, sprüht der Song doch förmlich vor Soundfontänen über.

"Jesus wants to be ugly" skandiert Ogre im finalen "Ugli" und lässt sich ein letztes Mal einen Breakbeat-Teppich von cEvin Key und Mark Walk zurechtstricken. Die letzten zwei Minuten bestehen aus einer typischen Skinny Puppy-Soundcollage und sind für meine Ohren nur bedingt erträglich. Das ändert aber nichts daran, dass Skinny Puppy mit "Mythmaker" ein weiteres, extravagantes und zum Teil bestimmt auch wegweisendes Album vorgelegt haben. In der Form gerne mehr und öfters.

Trackliste

  1. 1. Magnifishit
  2. 2. Dal
  3. 3. Haze
  4. 4. Pedafly
  5. 5. Jaher
  6. 6. Politikil
  7. 7. Lestiduz
  8. 8. Pasturn
  9. 9. Ambiantz
  10. 10. Ugli

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