laut.de-Kritik
Starkes Spätwerk mit erstaunlich viel Abwechslung.
Review von Matthias BossallerDie Zeit scheint es gut zu meinen mit den Urgesteinen des deutschen Thrash. Destruction haben im März ein sehr starkes Album veröffentlicht. Und Sodom erleben schon seit geraumer Zeit ihren dritten bis achten Frühling. Allerdings hat das Leader Tom Angelripper nicht davon abgehalten, das vorläufige Ende der Band auszurufen. Oder ist es nur eine längere Pause? Wie auch immer: "The Arsonist" untermauert die derzeit starke Verfassung des Quartetts.
Die positiven Auswirkungen von "Genesis XIX", mit dem die Ruhrpott-Recken erstmals als Quartett angetreten sind, machen sich auch auf "The Arsonist" bemerkbar. Das Gitarren-Duo Frank Blackfire und Jungspund Yorck Segatz ergänzt sich hervorragend, das färbt auf’s Songwriting ab: Das Album ist noch facettenreicher als der Vorgänger und raffiniert eingefädelt – wenn man das bei einer Proletarier-Thrashband wie Sodom überhaupt so sagen kann. Das Ruppig-Brutale bleibt als Basis freilich erhalten.
Der unbarmherzig nach vorne peitschende Opener "Battle Of Harvest Moon" liefert hierfür den Beweis. Er knallt aber nicht nur. Mit seinen Breaks, Tempowechseln und dunklen Grooves sorgt der Song für eine mitreißende Atmosphäre und steht beispielhaft für die Vielseitigkeit des Albums.
Typisches Sodom-Geholze ("Trigger Discipline", "Witchhunter") geht Hand in Hand mit Midtempostücken wie "Scavenger" oder "Obliteration Of The Aeons". Arschgeiles Riffing, mal in typischer 80er Jahre-Sodom-Manier ("Return To God In Parts"), mal mit Ohrwurmcharakter ("Taphephobia") passt genauso wie Faust auf Fresse wie das punkige "A.W.T.F.". Der wunderbar trockene, komplett analog aufgenommene Schlagzeugsound von Toni Merkel erzeugt Oldschool-Vibes und sorgt für den nötigen Druck.
Nicht unerwähnt bleiben darf the boss himself: Tom Angelripper grollt, krächzt und schreit so abwechslungsreich wie wahrscheinlich noch nie. Bei "Trigger Discipline" hat er bei Slayers Tom Araya etwas zu genau hingehört, was aber nicht stört. Sein krank-fieser Gesang auf "Sane Insanity" ist ein (Alb-)Träumchen. Auch wenn sich zwei, drei nicht ganz so pralle Songs auf der Platte befinden, erleben wir ein starkes Spätwerk im Schaffen der Sodomisten. Im direkten Vergleich haben Destruction mit ihrem aktuellen Langeisen "Birth Of Malice" aber ein klein wenig die Nase vorn.
2 Kommentare
Das brettert ganz nice.
Ich war am Anfang skeptisch wegen dem etwas zu flachen Sound, aber wer etwas für guten Thrash übrig hat, sollte dem Ding eine Chance geben. Da können sich viele ihrer alten Szenekollegen eine Scheibe abschneiden.