laut.de-Kritik
Mehr Irritation hätte nicht geschadet.
Review von Martin LeuteDie schwedische Singer/Songwriterin wird wohl keine ausgelassen fröhlichen Alben mehr veröffentlichen. Seit nunmehr acht Werken lotet Sophie Zelmani mit ihrem filigranen Folkpop die Nuancen der Melancholie aus.
"The Ocean And Me" macht da keine Ausnahme, wobei die Verletzlichkeit früherer Alben zunehmend einer gewissen Entspanntheit Platz macht. Schlichte wie zärtliche Harmonien prägen dieses Werk, das sie mit sanfter, häufig effektvoll gehauchter Stimme intoniert. Wer Carla Brunis aktuelles Werk mag, wird auch hier auf seine Kosten kommen.
Eine fließende Pianolinie leitet den Opener und Titeltrack ein, ehe Rhythmusgitarre, Bass und Schlagzeug einsetzen, um den unaufgeregten Gesang zu stützen und Arrangeur Lars Halapi anschließend zum lieblichen Akustik-Solo ausholt. Das wiederholt sich im weiteren Verlauf.
Mit weich gezupftem Muster prägt die Gitarre auch die reduzierter instrumentierten "Composing" und "Spring Love" - schwer sentimentale Melodien, um die sich das Säuseln der Melodika und der Lap Steel ranken, letztere beschwört einen Hauch von Country herauf.
Mit "Time", das mit detailliert gesetzten Synthie-, Piano und E-Gitarre-Einlagen aufwartet, und "Wind Took My Sail" zieht Sophie das Tempo dann etwas an - Flötenspiel unterstreicht die Aufbruchstimmung.
Die Aussicht auf einen wenn auch unbestimmten Neuanfang inszeniert Zelmani häufig mit See- bzw. Windmetaphorik: "The sail got wind in it and / I need to see where it goes / Yes the wind took my sail, and I / need to go where it blows".
"Passing By" entpuppt sich als langsamer Walzer inklusive geschmeidigem Backgroundchor, der auch in anderen Songs zur Geltung kommt. "Yeah, Okey" und "Love" sind vielleicht die Nummern, deren sehnsüchtig traurige Atmosphäre den höchsten Grad an Intensität erreichen.
Da wirken der Marschrhythmus in "I've Got A Suspicion" und die bluesigen Gitarreneinlagen wesentlich unbeschaulicher, auch wenn sie eine gewisse stilistische Vielseitigkeit offenbaren.
Beschwingt lässt "I Will Be There" das Werk mit fluffigen Wurlitzer-Akkorden ausklingen und demonstriert noch einmal die neu gewonnene Zuversicht der Sophie Zelamani.
Ich hätte mir auf "The Ocean And Me" etwas mehr Sperrigkeit und Irritation gewünscht, die sich dem dauerhaften besinnlichen Schönklang entgegenstellen. Der von Sophie Zelmani imaginierte Ozean birgt wenig Turbulenzen in sich. Die watteweichen und glatten Arrangements deuten allenfalls ein Lüftchen an. Es fließt und fließt und fließt ...
Das lässt sich natürlich auch als Stärke deuten, zumal das Album einige entzückende Songs beinhaltet. Für die Weiterentwicklung des musikalischen Schaffens der Schwedin wäre ein ordentlich durchrüttelnder Wellengang und eine Kursänderung angebracht gewesen - sonst wendet sich die Melancholie irgendwann in reine Niedlichkeit.
3 Kommentare
Sophie ist eine ganz Süsse.
Und sie könnte dabei auch ganz hässlich sein, denn ihre Musik ist wirklich schön!
ja kann man sich mal näher anhören.
Ich möchte für mein Empfinden folgendem Satz des Artikels widersprechen:
"Für die Weiterentwicklung des musikalischen Schaffens der Schwedin wäre ein ordentlich durchrüttelnder Wellengang und eine Kursänderung angebracht gewesen - sonst wendet sich die Melancholie irgendwann in reine Niedlichkeit."
Ich höre Sophie Zelmanie genau wegen dieser melancholischen "zum Träumen verleitenden" und auch "als Hintergrundmusik in romantischer Atmosphäre unschlagbaren" Musik !
Ein Kurswechsel würde dazu führen, daß ich entweder nur noch die alten CD´s von ihr oder gänzlich andere Musik höre.
Für mich ist Sophie Zelmaie eben genau diese Musik !