laut.de-Kritik
Tighter Emo-Rock der At The Drive-In-Nachfolger.
Review von Eberhard DoblerEine denkbare schlechte Ausgangssituation. At The Drive-In sind ein Jahr nach der Auflösung längst nicht vergessen. Mars Volta, Nachfolge-Combo Nummer Eins, schreiben viele das größere Kreativ-Potential zu. Dann veröffentlichen QOTSA fast zeitgleich ein Rockmonster an Platte. Nichtsdestotrotz überzeugt das Debut von Sparta, dem zweiten ATD-I-Überbleibsel, durch Emo-Rock der tighten und direkten Art.
Während der Opener "Cut Your Ribbon" an Emo-Core-Standards appelliert, kehren "Air" und Mye" die positiven Seiten des Sounds hervor. Unterdrückte Gefühle und Frustrationen brechen hier unkontrolliert aus und werden in energiegeladene Songstrukturen kanalisiert. Beim geradlinigen Rocker "Mye" stehen die Zeichen auf Angriff - der beste Song des Albums. Wer die Chance hat, seine Emotionen so heraus zu schreien, wie Jim Wards es kann, braucht keinen Seelenklemptner mehr. Ein Highlight auch der Kracher "RX Coup".
"Light Burns Clear" rockt melancholisch intensiv und der an The Cure erinnernde Song "Cataract" (wie "Mye" schon auf der "Austere"-EP zu finden) ist der erste, bei dem elektronische Elemente spürbar Raum einnehmen. Sparta weisen zwar nicht über ihren Kontext hinaus. "The Wiretap Scars" rockt dafür frisch und druckvoll und hat das Potential für ein Gitarren-Lieblingsalbum des Jahres. Zudem hat Wards' Stimme gerade in den Refrains nichts an Wirkungskraft eingebüßt.
Ein Debut mit Substanz. Allerdings sind im Falle des texanischen Quartetts eben keine Amateure am Start, sondern bereits an ihre Grenzen gegangene Musiker. Angesichts des Wirbels, den ATD-I verursacht haben, von einem Debut zu sprechen, verbietet sich eigentlich. Solche Songs, ob sie gefallen oder nicht, schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel.
Noch keine Kommentare