laut.de-Kritik
Ein Album für die Rockkneipe.
Review von Franz MauererStaind stehen fast schon sinnbildlich für eine Band, die in einer relativ kurzen Zeitspanne global erfolgreich war und dabei eine durchaus bemerkenswerte Distinktion im Sound erreichte, nur um dann komplett abzutauchen. Mein Gedächtnis musste ich im Zuge dieser Review insofern korrigieren, als dass "Outside" sich zum schlechter verkaufte als "It's Been A While" und die Band auf ihren Erfolgsalben "Break The Cycle" und "14 Shades Of Grey" mit deutlich weniger Akustikgitarre und noch zähflüssiger im Sound unterwegs war, als ich es abgespeichert hatte. Nun also sind die Jungs aus Springfield wieder beieinander, und wie schon bei der Live-Kurzzeit-Reunion 2015 ist Drummer Wysocki abgesprungen; er wird weiter von Sal Giancarelli ersetzt.
Zwölf Jahre sind seit dem letzten, musikalisch soliden, aber irrelevanten Album von Staind vergangen. Leider versuchte sich Frontmann Aaron Lewis seitdem an der zurzeit im US-Markt kommerziell attraktiven Countrymusik. In dieser verwurstete er mit "The Third Degree" sogar einen Text von Cash, scheiterte dabei aber ebenso wie in all seinen Solo-Alben an seiner Neigung zum Schunkeln und zum Kitsch. Die Arenen bleiben sauber getrennt, das enorme Crossover-Potenzial von Country findet sich auf "Confessions Of The Fallen" nicht wieder.
Stattdessen ist der Opener "Lowest In Me" ein völlig aus der Zeit gefallener Nu Metal-Trip die Memory Lane runter. Der Charme des Rezepts der Besudelten ist weiterhin da: Lewis flehendes, stets wehleidiges Organ hat eine unverändert charakteristische und angenehme Klangfarbe, zumal er growlende Parts unverändert gut meistert. Staind sind – positiv gemeint – gefällig. Hart genug, ohne bedrohlich zu sein. "Lowest In Me" meistert das wogende Auf und Ab des Bandsounds noch souverän, leider trifft das weder für "Was Any Of It Real?" , noch den (auch im Video geradezu abstrus kitschigen) Rockschlager "Here And Now" zu. Man muss diesen insgesamt faden Songs aber zugestehen, dass eine einzige Idee – bei "Was Any Of It Real?" der Midpart, bei "Here And Now" die wiederkehrende Gitarrenfigur, mittendrin im gefühlt unendlichen Midtempo-Gewichse des Titeltracks die Gravitas im Refrain wirklich gut funktioniert.
Das reicht für ein solides Album, aber nicht für ein gutes. Unter anderem bei "In This Condition" und "Cycle Of Hurting" fällt positiv auf, dass Staind trotz ihres Alters in harten Momenten nie peinlich wirken. Dass man aber überhaupt Zeit für solche Gedanken hat, liegt am durchgehenden Hintergrundcharakter von "Confessions Of The Fallen". Ein Album wie gemacht für die Beschallung einer gepflegten Rockkneipe: Niemand würde sich wegen dieser Musik beschweren, denn weder ist sie zu soft noch ist sie zu aggressiv.
In zwei Tracks, einer davon ist das noch nicht angesprochene "The Fray", verstecken sich übrigens Synthesizer, diese sind aber für das Soundgefüge vollkommen irrelevant, sie sind einfach draufgeklatscht. Der Bandsound verharrt beharrlich in den Jahren um 2001, was wie beim besten Nickelback-Song "Better Days" manchmal besser funktioniert, manchmal schlechter wie in der zähen, ereignislosen Suppe "Out Of Time", die mit zunehmender Spieldauer die Konsistenz von Saurem Lüngerl anzunehmen scheint. Diesen Rahmen verlässt die Scheibe aber nie, weder nach unten noch nach oben, was im Übrigen auch für die abstrakt negativen, aber nie emotional packenden Lyrics gilt.
8 Kommentare mit 43 Antworten
Oha, das neue Album wurde immerhin hinterlegt. Ob hier irgendwann auch noch eine Rezension erscheint?
oh ja, und dann noch die neue Trapt, P.O.D. und Taproot direkt hinterher rezensieren. Party like it's 2002!
Ich finde ja, Papa Roach sind total unterschätzt.
Papa wer? Hießen die nicht Blink41?
Er meint Good Charlotte Roach
Das ist diese feministische Nu Metal Band mit den langen Zotteln gewesen. Wie Slash, nur als Achselhaare. Debütalbum war "Wet Areas"
Seit "Hi Britt, Therapy?" wiederholen die sich irgendwie nur noch.
Ihr Weichkekse, ey...
„What it’s like“ war erst der Anfang,
Everlast werden größer als die Crash Test Dummies!
Mmh Mmh Mmh, ich weiß ja nicht...
Einstieg auf Platz 18 in den Album-Charts. Absolut irrelevant, hm?
genau das ist es!
Was bedeutet 2k23 denn ein Einstieg in den Charts auf Platz 18?
Dass sie 2000 Einheiten verkauft haben?
Ne, es waren bestimmt nur 20.
Also Florian Künstler, Matteo Bocelli (nicht der Kerzensohn) und Josh. sind höher eingestiegen in der Vorwoche.
"Einstieg auf Platz 18 in den Album-Charts. Absolut irrelevant, hm?"
Es gibt natürlich mehr als genug Anfang- bis Mittdreißiger die nun anfangen, ihre hochpeinliche NuMetal-Phase nostalgisch zu verklären. Aber das macht die Musik bzw. Band noch lange nicht relevant
Bis auf die Deftones hat da in meinen Ohren wirklich nix überlebt. Wobei LB gar nicht so uncool wären, wenn Fred Durst rappen und texten könnte UND das grausige Singen sein lassen würde. Catchy Hooks und guten Sound in den Strophen hatten sie.
Okay, SOAD müsste man noch nennen. Ich hab die nie extrem gepumpt, aber eigentlich haben die schon genuin geslappt.
Also, wenn man NuMetal als das zusammenfaßt, was es nun mal ist und sein wollte (möglichst nervtötende, Eltern abfuckende Musik für stark pubertierende Jungens der frühen 2000er), und auch anerkennt, daß keine einzige dieser Bands genuin unpeinlich ist, dann sind SOAD tatsächlich ziemlich gut.
Deftones haben für mich immer woanders gespielt, eher im Alternative-Bereich. Denen fehlte die nötige hiphoppig-poppige Produktion.
Also dass irgendwelche Hampels auf den ersten Plätzen der deutschen Album-Charts zu finden ist, hat ja schon eine lange Tradition. Nur hat das nichts über die Qualität anderer, guter Bands zu sagen, eher über den Musikgeschmack der Deutschen.
Ich frage einfach noch einmal, obwohl ich die Antwort schon kenne: hat sich einer hier die Mühe gemacht und das neue Album gehört?
Ich find Musik hören generell schwierig. Wenn im Nachhinein rauskommt, dass einer in der Band rechts ist oder so... einfach echt schwierig.
"hat sich einer hier die Mühe gemacht und das neue Album gehört?"
Natürlich nicht. Was anderes als Ungehört 1/5 ist hier nicht möglich, sollte klar sein.
So, ich habe das Album gehört. Sowas kommt dabei raus, wenn mäßig talentierte Gitarrenboomer versuchen Linkin Park, Nickelback und System of a Down zu imitieren ohne Verständnis für das Original zu haben. Beliebig bis grausig, Here and Now und Out of Time stechen heraus, weil sie an Körperverletzung grenzen. 1/5.
ok, ihr Experten. Erzählt mal, was ihr so hört.
Als sie Creed hießen, waren die auch schon kacke.
… ok, ihr Experten. Erzählt mal, was ihr so hört...
Eigentlich nur Nickelback
Also ich zb höre die Band Tinnitus in Dauerschleife. Mit ihrem Evergreen "Does it ring a bell?"
"Erzählt mal, was ihr so hört."
Nur, was genuin slappt.
So, hab jetzt auch mal reingehört, weil Capsi mir ein schlechtes Gewissen gemacht hat... ein wirklich sehr sehr egales Album, aus der Zeit gefallen; es klingt halt 1:1 wie die ganzen Post-Grunge Epigonen der späten Neunziger-/frühen Nullerjahre, Godsmack, Seether, Silverchair, usw., die auch schon wie ein Abklatschamalgam aus besseren Bands klangen. Es ist nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut. Für eine bestimmte Art von Hörern, die einfach gerne Altbewährtes nach bekannten Formeln in ein solides 08/15-Soundgerüst gezimmert konsumieren wollen, sicher eine 4-5/5. Ich vergebe eine egal/5.
Shining und Whigfield gleichzeitig hart l/r gepant ist ziemlich geil, find ich.
Wenn man denkt, sich auszukennen und in Wirklichkeit einfach nur peinlich ist...nur gut, dass ihr nicht zu entscheiden habt, was die Leute hören sollen und was nicht.
Hast deinen Auftritt hier ziemlich gut zusammengefasst
"nur gut, dass ihr nicht zu entscheiden habt, was die Leute hören sollen und was nicht."
Die Welt wäre ein besserer Ort.
Aber der Titel von dieser CD spricht mich sehr an. Davor dachte ich immer, dass ich allein bin, aber das ist nicht so, glaub ich jetzt. Das gibt mir voll Hoffnung, auch wegen meiner Frisur.
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.
Es kann für Hörer sehr gefährlich werden, wenn Sänger ihrer geliebten rockbands sich dem country widmen
2 von 5 Punkten ist doch arg streng.
Insgesamt ein solides Comeback, welches zwar nicht an die Glanzzeiten der Band anknüpfen kann, aber mit einer schönen Portion Nostalgie daherkommt und insgesamt gut geschrieben wurde!
Also gute Musik um sich achtarmig einen reinzuorgeln?
Gott sei Dank stellen die Leute hier noch die wichtigen Fragen.
Die Glanzzeiten von denen sind vollständig an mir vorbei gegangen.
Nach kruden Verschwörungstheorien und seltsamen Aussagen zu Bewaffnung an Schulen jetzt ein neues Album von Aaron Lewis. Weiß nicht, was überflüssiger ist.
Legendär auch seine Aussagen zu Putin und Trump. Da kann selbst Ted Nugent nicht mithalten …
https://www.metal-hammer.de/aaron-lewis-vi…
MAGA, COVID-Verschwörung, Putin-Fan, kurz gesagt "einer von denen". Wollen wir nicht, brauchen wir nicht.
Aaron Lewis kann kacken gehen. Lieber was Aktuelles von Aaron Turner (ex-Isis) checken:
https://www.youtube.com/watch?v=x1DP0bJCyGA