laut.de-Kritik

Dem Post Grunge fehlt es an schmissigen Kompositionen.

Review von

Nach "Break The Cycle" müssen Staind beweisen, dass der Megaerfolg der letzten Platte kein Zufallsprodukt war. Prasselten aus "Dysfunction" noch derbste Gitarrengewitter auf den Hörer darnieder, reduzierte sich dies beim erwähnten Hit-Album deutlich. Nun standen mehr gepflegte Melodien im Vordergrund, die die passende Untermalung für die gefühlsbetonten Lyrics von Aaron Lewis stellten. Tracks wie "It's Been A While" sind im Aggressor-Outfit auch schlecht denkbar.

Anno 2003 schrauben Staind den Anteil der krachigen Parts noch weiter zurück. Mit der ersten Single "Price To Play" rocken und knüppeln sie nur einmal richtig abgehend nach vorne, während sich der Rest der Songs überwiegend im Midtempo-Bereich bewegt, und stets neben verzerrter auch die akustische Gitarre zum Einsatz kommt. Selbstredend ist auf "14 Shades Of Grey" kein Friede, Freude, Eierkuchen-Sound zu finden, dafür sind Aarons Texte viel zu tiefgründig und grüblerisch. Nur einmal steigt die Band richtig tief in düstere Gefilde hinab: am bösesten kommt der letzte Track des Albums mit dem etwas verwirrend gewählten Titel "Intro" daher.

Die Single macht Bock auf mehr, denn die Gesangsharmonien sind schon schwer ok. Zusammen mit rollenden Riffs und der knackigen Rhythmus-Fraktion fummeln Staind hier einen richtigen Ohrwurm aufs Tablett. "How About You" gibt in der Folge die Richtung vor, die für die gesamte Platte stellvertretend ist. Melodie galore mit etwas verzerrtem Sechssaiter, und immer wieder fudelt die entstöpselte Klampfe im Hintergrund. Würden die Amis komplett unplugged spielen, "14 Shades Of Grey" wäre ein Fall fürs Lagerfeuer. Richtig romantisch gebärt sich das Liedgut. Zum Träumen schön.

Bei "Break The Cycle" hätte der Eindruck aufkommen können, dass die Band nach dem zu brachialen und etwas zu eintönigen "Dysfunctional" die Balance zwischen Brett und Bett gefunden hätte. Beim neuen Output kehren sie dies jedoch einfach um, der Trend geht jetzt weg vom Metal hin zu Post Grunge-Sound, wie ihn zum Beispiel Nickelback in Perfektion vorexerzieren. Die Songs für sich genommen sind zwar nett und gefällig, auf Albumlänge knödelt das aber immer auf der gleichen Schiene und verliert so die Intensität.

Mit "Layne" findet sich ein Tribut-Song, der eins zu eins die soften Alice In Chains-Outputs "Jar Of Flies" und "Sap" kopiert. Hier scheinen sich Staind auch am wohlsten zu fühlen. Leider gelingen ihnen zu wenige richtig schmissige Kompositionen, bei denen sie ihren Vorbildern nicht nur bloß nacheifern. Das Potenzial für mehr haben sie allemal, auch wenn "14 Shades Of Grey" den Beweis nicht ganz erbringen kann.

Trackliste

  1. 1. Price To Play
  2. 2. How About You
  3. 3. So Far Away
  4. 4. Yesterday
  5. 5. Fray
  6. 6. Zoe Jane
  7. 7. Fill Me Up
  8. 8. Layne
  9. 9. Falling Down
  10. 10. Reality
  11. 11. Tonight
  12. 12. Could It Be
  13. 13. Blow Away
  14. 14. Intro

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1 Kommentar mit einer Antwort

  • Vor 3 Monaten

    okay dann muss ich hier mal ran. ja nach dem bomben vorgänger hats das album echt schwer, und geht mer in die alterna richtung. Ist vermutlich auch dem Zeitgeist geschuldet da 2003 nu metal am abflown war und auch LP und LP etc mehr in die alterna richtung "hudelten"

    okay somit zur rev:
    1. price to play: jodelt so vor sich hin, kann ich nur aus nettigkeit 3/5 geben
    2. bissl besser oba hoid nix mit eckn und kantn 3/5
    3. so far away erinnert an den überhit its been a while und ist auch ganz nice 4/5
    4. yesterday hm wos sogt ma dazua: 2/5
    5.usw

    alles in allem 3/5

    • Vor 3 Monaten

      Nach all den Quatschcomments durchaus paar words of wisdom in der Einleitung. Vor lauter pseudoelitärer grown-men Attitüde wurde vergessen, ein stimmiges Album zu schaffen, dass die Stärken der melodischen Soundvariation der Vorgänger und den originär hartzarten Bandsound reflektiert.

      Price to play ist da noch quasi zögerlich am Nähesten dran und leider als opener nicht repräsentativ für den längenbehafteten Rest im immergleichen Tempo.

      Mag das Album aber, für härtere Momente wurde in den Jahren danach bis heute immer wieder gesorgt. Selbst auf dem experimentellen "Illusion" gibt's manch stimmliche Wut, die kurioserweise inmitten schunkeliger Alt-Rock Balladenstruktur an der Grenze zum growl liegt, die sich im ST entluden