laut.de-Kritik

Überraschen kann höchstens die Pink Floyd-Anleihe.

Review von

Eigentlich wollten sich Staind nach "Chapter V" eine kreative Pause gönnen, wofür sich die Singles-Collection und die DVD ja bestens eigneten. Doch Sänger Aaron Lewis machte nicht nur Solo weiter, sondern bereitete auch das nächste Staind-Langeisen vor.

Drei Jahre Pause zwischen zwei Alben klingt für viele Bands dieser Größenordnung eher nach gängigem Veröffentlichungsrhythmus denn kreativer Pause. Entsprechend hoch muss der Output der Crew aus Springfield sein, denn auch auf dem sechsten Album sucht man vergebens nach Füllmaterial.

Die Zeiten des Nu Metals sind jedenfalls endgültig vorbei: Staind sind beinahe ganz im ruhigen Alternativerock angekommen. Die elektrische Gitarre spielt eine immer untergeordnetere Rolle. Auf den ersten Blick meint man gar, dass sie nur beim Opener-Doppel "This Is It" und "The Way I Am" Präsenz zeigt.

Der Albumtitel ist gut gewählt, lässt er sich doch auf ein breites Spektrum an Möglichkeiten anwenden. Allerdings trifft er auch auf die Band selbst zu, denn überraschend ist auf der Scheibe allerhöchstens das an Pink Floyd erinnernde "Pardon Me" mit einem großartigen Solo oder "The Corner", bei dem die Band mit einem Gospel-Chor arbeitet.

Als Fan der vorherigen Alben wird man vom restlichen Material nicht enttäuscht sein. Der Grundton der Scheibe ist einmal mehr sehr melancholisch, nachdenklich und wird oft akustisch ausgedrückt. Aufhorchen lässt das sonnige "All I Want" oder die sehr filigrane, mit leichter Slidegitarre verzierte Liebeserklärung "Tangled Up In You".

Zwischendrin wird dennoch gerockt: So drehen "Lost Along The Way" und "Rainy Day Parade" die Klampfen ein wenig auf, und "Break Away" gibt sich bei den Vocals rauer als jeder andere Track der Scheibe.

Aaron Lewis' traurige Stimme trägt die 13 Kompositionen weitgehend alleine, auch wenn man nicht außer Acht lassen darf, dass seine Hintermannschaft ihm einen wunderbar melancholischen Teppich legt. Staind bleiben ihrer Linie treu.

Trackliste

  1. 1. This Is It
  2. 2. The Way I Am
  3. 3. Believe
  4. 4. Save Me
  5. 5. All I Want
  6. 6. Pardon Me
  7. 7. Lost Along The Way
  8. 8. Break Away
  9. 9. Tangled Up In You
  10. 10. Raining Again
  11. 11. Rainy Day Parade
  12. 12. The Corner
  13. 13. Nothing Left To Say
  14. 14. It's Been Awhile [Acoustic Live At Hiro Ballroom]
  15. 15. Schizophrenic Conversations [Live At Hiro Ballroom]

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11 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 16 Jahren

    Album muss ich mir unbedingt anhören...

  • Vor 16 Jahren

    Finds ganz gut...Teilweise ein wenig zu ruhig für meinen Geschmack, aber 4 Punkte sind drin ;-)

  • Vor 16 Jahren

    Das Album ist völlig profillos und klingt nach 100 prozent Radiogedudel. Staind haben es geschafft sich noch unter das Niveau von Nickelback oder 3 Doors Down zu klampfen. Der ewig gleiche Klangteppich vom ersten bis zum letzten Track schafft es nichtmal über die Einfallslosigkeit der Kompositionen hinwegzutäuschen. Hauptsache ein Parental advisory Pickerl auf der Verpackung und ne handvoll genölter Songs und fertig ist Top-Alternative-Deprirock-Scheibe zum aus dem Fenster springen. Nene, dass ist im besten Falle Poprock für unter der Dusche, während man sich die Kimme wäscht. So.

    Maddin :D

  • Vor 16 Jahren

    Komplett langweiliges Album ohne eine einzige Ecke. Die ewige Heulerei (wie hießt der Sänger doch gleich?) kann man nicht lange ertragen..

    M.

  • Vor 16 Jahren

    hätte auch keine 4 punkte gegeben denke ich .. aber schlecht isses nicht

  • Vor 9 Tagen

    Immer wieder amüsant, wie er hier auf vielen der oftmals gemächlicheren mid-Tempo Songs stimmliche Aggressionen im Nachgang antäuscht, sie jedoch nicht final entlädt, im letzten Moment Haken schlägt. Ganz im Sinne unterdrückter Wut (ob Labeldiktat? Eigentlich sollte das hier das "härteste" Album werden, doch wurde es ein etwas kruder Mix aus wahllosen "Ideen"), die sich im self titled Nachfolger erfreulich im back to the roots Blutrausch bemerkbar machte. Sicherlich hat der findige Lost7 diesen Umstand auch schon längst bemerkt

    • Vor 9 Tagen

      Boah, kenn ich gar nicht, das Album. 2008 war mein Gitarren-Auszeit-Jahr, glaube ich mich zu erinnern. Man sieht auch, warum. Zwischen 2006 - 2010 kann man deine Analyse sowieso auf nahezu jedes Album dieses Genres übertragen. Gold Cobra war dann damals kurz vor den Semesterferien ein Lichtblick am weiten Horizont. "The Killers" hätte ich nicht mal unter Folter gehört. Daher trifft dein letzter Satz irgendwie intuitiv recht gut zu :).

    • Vor 9 Tagen

      dann hör dir das Album samt 2011er Nachfolger geschwind an und erfahre den Wandel, du Winkeladvokat

    • Vor 8 Tagen

      Das 2011er habe ich ja bereits nach deinem Hinweis bereits mehrmals gehört und finde es richtig stark. Vor allem der Sound gefällt mir sehr gut und die Gitarren brettern schön als Kontrast zu Lewis' Stimme. Weiß nicht ob man sowas automatisch in sich trägt, aber mir scheint es tatsächlich so, als würde er auch deswegen so düster auf diesem Album klingen, als wäre er enttäuscht, dass es nicht so viele andere gute Musik zu diesem Zeitpunkt gab oder anders formuliert: eine Art Post-Nu-Metal-Melancholie. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, wie so vieles. Im Übrigen wäre ich dann ja ein Wieseladvokat ;).

    • Vor 8 Tagen

      D a s vor dem Hintergrund des ziellos mäandernden, soften 2008er Vorgängers mag wie eine urgewaltige Befreiung gewirkt haben. Auch zogen die 2010er generell den Genre-Härtegrad wieder an, also ist das ST auch zeitdokumentarisch

    • Vor 7 Tagen

      Uh-huh, mhm...

      ...aber hier, kennt ihr eigentlich noch dingens, ähm... die kurzlebigen, aber sehr geilen Dearly Beheaded, ganz ohne Profil auf laut.de, und ihr Album "Temptation" aus 1996? Klingt gar nicht so, als würde das nächstes Jahr schon 30.

      https://www.youtube.com/watch?v=PQBcG6n3uMY

    • Vor 6 Tagen

      Danke für den Link, kannte ich tatsächlich nicht und macht Spaß. Das rivaled alterstechnisch dann ja eigentlich Stainds Tormented ;-)