laut.de-Kritik
Alte Liebe rostet nicht.
Review von Artur SchulzDer Einstieg "Sonne Im Westen" macht gleich klar, dass der Künstler an seine damaligen von Kritik und Fans gelobten "Louisana"-Zeiten nicht nur anknüpft, sondern die Fertigkeiten weiter ausbaut. Handgemacht ist das Stichwort für die zwölf Nummern, da lugt reichlich Blues aus den Ecken, der Mississippi gibt den Hintergrund dazu, und manchmal steht eine Violine mit am Flußufer und reicht der Gitarre ihre Hand zum gemeinsamen Engtanz.
Der alterweise Frauenjäger-Track "Der Alte Wolf Wird Langsam Grau" bedeutet kein Cover des nahezu gleichlautenden Hildegard Knef-Songs aus den Siebzigern, auch wenn dasselbe Thema im Vordergrund steht. Für die nötige Würze sorgt Annett Louisan mit verspieltem Hintergrund-Säuseln. Da war doch was? Richtig: auch in der Vergangenheit arbeitete Stefan gern mit den Ladies zusammen, was so manchen Single-Hit abwarf ("Mitten Ins Herz" zielte einst die Italienerin Alice, auf "Beim Ersten Mal Tat's Noch Weh" gab Diseuse Viktor Lazlo die Duett-Partnerin).
Alte Liebe rostet nicht, und so taucht Alice auch 2010 bei Waggershausen auf. Dabei ist "Was Soll Ich Dir Sagen" kein vordergründiges Remake des einstigen Erfolgs, sondern gefällt mit sanften Trompeten und balladeskem Mittempo. Im Text ist ein Gruß an alte Fans versteckt, wenn Stefan den altgeliebten "dunklen Cherubim" wieder ins Rampenlicht rückt. Louisan und Alice hinterlassen einen guten Eindruck, wohingegegen Nena in "Für Dich" kräftig abfällt.
Der Country-Rumpler "Ich Will Zurück Zum Bodensee" taugt sicher gut zur nächsten Party auf dem Sonnendeck der Konstanzer laut.de-Redaktion. Und dann verbreiten da noch Lilly & The Homeboys Südstaaten-Grill-Stimmung: hinter dieser Formation verbergen sich Jan Josef Liefers, Henning Wehland und Sasha, die gemeinsam mit Stefan in "Endloser Sommer" feiern. Waggershausen nimmt sich Zeit: über siebenminütige Titel tauchen gleich mehrfach auf. Der Titeltrack "So Ist Das Spiel" gefällt durch seine stimmige Arrangement-Dramaturgie und die druckvoll federnde Gitarren-Arbeit.
"Die Zeit Wartet Niemals" lockt als einer der stärksten Songs in ein nächtliches Hotelzimmer, in dem eine geheimnisvolle, unsichtbare Dame ihr düsteres Schicksals-Spiel mit dem Sänger treibt. Nicht ganz so geglückt stellt sich der ambitionierte Schluss-Track "Babylon Avenue" dar. Hier ringt Waggershausen seinem schon immer gern gewählten "Geister In der Nacht"-Thema zwar allerlei gelungene Lyrics-Momente ab, gerade wenn sagenhafte Gestalten wie Nebukadnezar und verführerische arabische Tänzerinnen im Mondschein auftauchen. Doch musikalisch entpuppt sich die über acht Minuten lange Nummer als recht zähflüssig.
Was aber dem positiven Gesamteindruck von "So Ist Das Spiel" keinen Abbruch tut. Da ist der Spaß an der Sache spürbar, beim Hauptakteur und allen Mitstreitern. Allerdings fordert diese Platte ihre Zeit - schnelles Hineinhören bedeutet die verkehrte Vorgehensweise. Kein Ex und Hopp also, denn einen guten Whisky schlürft man schließlich auch bedächtiger als handelsüblichen Korn mit Aldi-Cola.
25 Kommentare
ich weiß nicht, am besten finde ich immer noch seine alten sachen. er wird mir zu neumodisch und so intellektuell. nee, da höre ich mir lieber eine best-of seiner damaligen hits an, die mir ein freund mal auf kassette überspielt hat(currywurst, mit pfefferminz bin ich dein prinz, männer, dicke, usw ....)
toll, mein erster kommentar gelöscht??
test test
OMG hier werden kommentare zensiert!
ich will auch zurück an' bodensee.
toll, siegfriedSputnik, da werde ich mich mal ordentlich bei meinem kumpel beschwehren der die kassette aufgenommen hat, wehe das war absicht
ein wunderschönes Album, aber eben nicht für Hinz Kunz. Das ist auch in Ordnung so. Mein Favorit: Die Zeit und Die Sonne geht im Westen auf und So ist das Spiel und Dieser Sommer ..... und und und... ich liebe dieses Album