laut.de-Kritik
Das stinkt nach Talentverschwendung!
Review von Kai ButterweckWerte Stefanie, das wird beileibe kein Selbstläufer. Drei Jahre ist es her, seit die Raab'sche Gesangsentdeckung mit "Roots To Grow" ihr letztes Studio-Lebenszeichen von sich gab. Danach folgten gesundheitliche Probleme, abgesagte Tourneen und eher unauffällige Kurzauftritte. Nun ist die Eidgenossin wieder da und versucht, sich mit ihrem selbstbetitelten dritten Album wieder Gehör zu verschaffen.
Zwar befindet sich die Karriere ihres Rampenlicht-Ersatzes Lena Meyer-Landrut nach euphorischem Beginn mittlerweile auf dem absteigenden Ast, doch die Rückkehr in zurückliegende Erfolgsspuren dürfte für Stefanie Heinzmann nicht gerade ein Spaziergang werden. Dafür präsentiert sich die zierliche Schweizerin anno 2012 zu unspektakulär.
Eigentlich bringt sie ja alles mit, was es braucht, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Mit unkonventionellem Brillengeschmack und kessen Lippenpiercings sowie Stimmbändern, die gerne mit denen einer Joss Stone verglichen werden, ergibt sich eine Basis, die ohne Zweifel vermarktbar erscheint. Wenn allerdings die musikalischen Auswürfe nicht mehr hergeben als klischeebehafteten Allerwelts-Radio-Pop, wird es auch für ein talentiertes Stimmorgan schwer, sich zu behaupten.
Vor allem, wenn man sich näher mit der ersten Single des Albums "Diggin' In The Dirt" beschäftigt, entsteht unweigerlich der Eindruck, als gehe es den Verantwortlichen im Hintergrund erst einmal nur darum, sich auf Teufel komm raus dem gehaltlosen, aber Gewinn versprechenden Airplay-Markt anzubiedern. Fernab von tiefgehendem Soul regieren Plastik-Beats, altbackene Hand-Claps und gängige Pop-Strukturen, die allem gerecht werden, nur nicht der Stimme der Protagonistin.
Die ist weitaus facettenreicher, nur bieten blutleere Nummern à la "Not At All", "Stain On My Heart" oder "Another Love Song" wenig Spielraum, um sich stimmlich niveauvoll und ausreizend zu positionieren. Hier ein bisschen Funk aus der Retorte, dort eine Prise Opulenz in Form von lieblos eingesetzten Streicher-Elementen: Zu vorausschaubar und innovationslos säuselt die Masse an Songs vorbei, ohne sich nachhaltig in den Gehörgängen festzusetzen.
Viel zu selten tritt das soulige Timbre der Sängerin so richtig in Erscheinung, am ehesten noch im Retro-Dancer "Ain't No Way" und beim abschließenden "You Made Me See", einer Ballade, die zwar wenig Emotionen hervorruft, dafür aber die perfekte Plattform für Stefanies Stimmvolumen bietet.
Diese ist aber leider auf den elf anderen Songs des Albums schlichtweg nicht vorhanden. So dürfte das "Comeback" – wenn man es denn so nennen will – eher unbemerkt in die Archive wandern. Das stinkt nach Talentverschwendung.
21 Kommentare
Kann die Meinung überhaupt nicht teilen - klar, es ist Popmusik, aber nicht so billig wie es hier dargestellt wird. Es ist handgemacht und echt gut produziert, vorallem sind aber auch Songs vorhanden die überhaupt nix mit gewöhnlichem Chartpop zu tun haben, wie z.B. "Fire" und "Numb The Pleasure" - frag mich ob hier wirklich das gesamte Album durchgehört wurde
Finde ich ein bisschen hart. Es gibt weitaus schlimmeres.
@mon-robbe: im vergleich zur stimme ist es für mich definitiv zweitklassig, was sich im hintergrund, musikalisch gesehen, abspielt. vielleicht hörst du mal in die neue emeli sandé rein - da wirds richtig gemacht;-)
Scheiß auf Pop.
Scheiß auf Pop.
@ Frane: "der Stück" . Sorry das ist sonst nicht meine Art aber das kam fast so gut wie der Gerät :D