laut.de-Kritik
Gäste-Album zu Ehren des Minimal-Botschafters.
Review von Martin TenschertSteve Bug bedarf keiner Beschreibung mehr: Skulpteur des Minimal-Sounds in Deutschland, Labelboss von Qualitäts-Imprints wie Poker Flat, Audiomatique oder Dessous Records und einer unserer wichtigsten DJ-Botschafter in internationalen Gefilden.
Auf seinem Hauslabel Poker Flat legt er mit "Collaboratory" nun sein viertes Artist-Album vor. Wie der Name schon suggeriert, holte sich Steve eine bunte Schar musikalischer "partners in crime" zur Verwirklichung dieses Projekts ins Studio. Der Käfersche Sound bleibt hierbei unverwechselbar mit trockenen 808-Drums und übersäuertem Bass.
Trotzdem sehr interessant zu hören, wie etwa Paris The Black Fu, die eine Hälfte der Detroit Grand Pubahs, den Track "Swallowed Too Much Bass" mit einer gehörigen Prise Oldschool-Electro auflädt.
Bug verbindet seit Jahren eine enge Verbindung mit den Pubahs, er war es, der sie in Deutschland bekannt machte. Nun gibt Paris die Props und die Anerkennung auf musikalischem Wege zurück.
Cassy ist ein weiterer Stargast in Steve Bugs House-Manege. Als stilsichere Produzentin bekannt und gesucht, hatte sich Cassy bereits davor durch ihre DJ-Sets in Clubs wie der Panorama Bar zu Berlin ihren Platz im DJ-Olymp erspielt.
Ihr gemeinsamer Track "Strong Moment" baut auf einem hypnotischen Down-Tempo-Groove auf, der Stakkato-Vocals mit einem verspielten Klavier vermählt. Eine behäbige 303-Bassline vervollständigt die subtile Melancholie. Man weiß auch nicht so genau, ob es sich nun um einen Track oder einen Song handelt. Ein gutes Zeichen.
"Mr. Suitcase" und "Cherry Blossoms" produzierte Bug solo, beide reihen sich aber nahtlos in den Reigen der Kollaborationen ein. Man wusste es ja bereits: Die Kreativität des Nienburgers treibt auch dann Blüten, wenn er mit sich selbst ins Studio geht. DJ Clé, ebenfalls aus Berlin und of Märtini Brös-Fame, schaute dann auch mal bei Bug für "Months Of Sip" vorbei, eine der stärksten Nummern auf "Collaboratory". Hier zeigt sich nachhaltig die jahrzehntelange DJ- und Producer-Erfahrung - Housemusik, die in ihrer repetitiven und dennoch vielschichtigen Klang-Struktur unumgänglich ist.
Der irische Minimal-Connaisseur Donnacha Costello beendet die Collabo-Sause mit "Still Music". Leider etwas schwach im Vergleich zu "Months Of Sip". Letztlich bleibt Steve Bug seinem Stil auf "Collaboratory" treu und auch seine Gäste fügen sich harmonisch ins Konzept ein. Da sich die Soundauswahl und Track-Arrangements oft sehr ähneln, hinterlässt das Album leider keinen allzu nachhaltigen Eindruck.
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