laut.de-Kritik
Rockabilly mit Punk- und New Wave-Elementen.
Review von Dani FrommEin Cheeseburger bei einer erfolgreichen FastFood-Restaurantkette: Ohne probiert zu haben, weiß man schon genau, wie er schmecken wird, und es steht nicht zu erwarten, dass einen das Gebotene kulinarisch vom Hocker reißen wird. Ähnlich verhält es sich mit einem Live-Album der Stray Cats. Ohne dass man reingehört hätte, weiß man bereits, was einem blüht: handwerklich gut gemachter Rock'n'Roll, der klingt, wie eh und je (weil Stray Cats) in nicht überwältigender Aufnahmequalität (weil live). So weit die Prognose.
Der Hörtest beweist: Ich bin entweder ein hilfloses Opfer meiner Vorurteile noch ein Prophet. Bei einem Konzertmitschnitt war abzusehen, dass die ausgewählten Songs aus dem Greatest-Hits-Repertoire der Stray Cats stammen würden. Eine Combo, die seit über 20 Jahren im Rockabilly-Geschäft steht, verfügt ja durchaus über ausreichend Material. Ich habe kein neues Stück bemerkt; sollte doch eins dabeigewesen sein, so bitte ich um Vergebung - und kann zu meiner Verteidigung anführen, dass es in diesem Fall so perfekt im altgewohnten Stray-Cats-Sound dahergekommen sein muss, dass es mir zwischen Klassikern wie "Double Talkin' Baby" oder "Stray Cats Strut" schlicht nicht aufgefallen ist.
Keine Frage - Lee Rocker, Brian Setzer und Slim Jim Phantom beherrschen Bass, Leadgitarre und Snaredrum, als hätten sie zwei Jahrzehnte lang geübt (was ja im Wesentlichen den Tatsachen entspricht). Die Mischung aus traditionellem Rockabilly mit Punk- und New Wave-Elementen ist - ich liebe dieses Wort - fetzig und durchaus geeignet, ein geneigtes Publikum zu rocken. Neu ist sie allerdings nicht.
Liveaufnahmen kann man mögen, muss man aber nicht. Ich halte die Stray Cats zwar durchaus für eine Liveband, nur dann sollte man sie eben auch live anhören, und nicht aus der Konserve. Ein Konzertgefühl kann einem auch ein noch so perfekter Mitschnitt ohnehin nicht vermitteln; ohne den schwitzenden Nebenmann, der einem auf den Fuß springt, kriegt man die wahre Atmosphäre immer nur zur Hälfte hin. Und warum dann auf den immer besseren weil ausgekügelteren Studio-Sound verzichten? Ich weiß es nicht. "This recording is as raw as it gets ... straight from the stage!" als (Warn-)Hinweis auf dem Cover schlägt da durchaus in die selbe Kerbe.
Insgesamt gesehen keine schlechte Platte. Nur leider total überflüssig.
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