laut.de-Kritik
Nix fürs Radio.
Review von Dani Fromm"Wenn es nicht hart ist, ist es nicht das Projekt." In bester Rödelheim-Manier tut Styles P seine Absicht kund. "This ain't something for the radio."
Keine Kompromisse eingehen bedeutet aber nicht, dass man nicht fies antäuschen dürfte, bevor man ordentlich zulangt: Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit dem locker-fluffigen Latino-Vibe, mit dem In- und Outro eine Serie schnörkelloser Schwinger einklammern.
"I never do no sucker shit." Statt sich Trends, kommerziellen Erfordernissen oder auch nur Publikumserwartungen anzubiedern, serviert Styles P unschöne Themen gnadenlos unbeschönigt. Gefälligkeit, ob in Stil oder Thematik: für ihn ein absolutes Fremdwort.
Styles P poliert nicht etwa glitzernde Fassaden, sondern richtet den Blick unbarmherzig auf das Elend, das dahinter lauert. "The fast life, sick like cancer" liefert dafür Stoff genug. Viele Wölfe versuchen, im hässlichen "coke game" mitzumischen. "But only the real alphas make it."
Kein Hookline-Geschmalze, keine Schwachheiten. Die Beats spiegeln die gnadenlose Attitüde, mit der Styles P zu Werke geht, spannen hinter den knallharten Zeilen finstere, teils geradezu unwirkliche Kulissen auf.
Warum Produzenten solcher Güteklasse wie Vinny Idol oder - noch unnötiger! - Araab Muzik glauben, ihre Arbeit spräche nicht für sich, muss man nicht verstehen. "You are now listening to Araab Muzik." Ach, was! Ohne dazwischengequatschte Signaturen geriete noch um Welten atmosphärischer, was die Herren ihren Reglern entlocken.
Die geisterhafte Melodie aus "Araab Styles" etwa klimpert auch so beklemmend auf den Nerven. Die dramatischen Fanfaren, wuchtigen Drums und flirrenden Elektrosunds aus "Pop Out" oder der pumpende Bass aus "Monopolizing" liefern beste Eigenwerbung, auch ohne dass man "Vinny Idol" drüberknautschen müsste.
Weiche, wattige Klänge dämpfen in "Like That" oder "Hoody Season" die Wahrnehmung, mildern den harten Realismus, der aus den Zeilen spricht, aber nur unwesentlich ab. In "Murda Mommy" verstärkt der warme Soul-Vibe unter der emotionslos dargebotenen Geschichte den Eindruck der Kälte noch.
Styles Ps Vortrag mag nicht sonderlich raffiniert erscheinen. Eher schmucklos. Der schwarze Hoodie unter den Rappern. Ich würde allerdings besser nicht darauf wetten, dass an der in der Tasche geballten Faust kein Schlagring steckt.
15 Kommentare
Klingt SEHR gut, eigentlich besser als 3/5. Und das Produzenten gerne mal ihr Sound-Logo einbauen finde ich duraus ok, sollte allerdings schön unaufdringlich sein.
duraus?
sorry, turaus war gemeind.
@spence olchin (« @freddy
"schmucklos" und "nicht sonderlich raffiniert" hat für mich einfach so einen negativen beigeschmack »):
im fall "nicht raffiniert" geb ich dir recht. sein stil IST das aber halt auch einfach nicht. "schmucklos" möchte ich dagegen bitte mindestens neutral, wenn nicht sogar positiv verstanden wissen. egal, ob man ihn nun anzieht, weil man nichts anderes hat, weil man nicht gesehen werden will oder, weil man ihn in seiner schlichtheit schlicht schick findet: ich würde den schwarzen hoodie dem rosa rüschenhemd jederzeit vorziehen.
Naja, als Dame kann man sich auch schonmal aufhübschen.
@freddy
das spricht ja auch zunächst mal für deinen guten geschmack aber im ernst, ich kann das ja 100% so akzeptieren mit der erklärung dahinter. nur wenn das so für sich steht...wie gesagt, dann lieber schnörkellos statt "schmucklos" oder lieber straight anstelle von "nicht raffiniert".