laut.de-Kritik
Back to the roots - SAS haben den roten Faden wieder.
Review von Marion GottschlingKritisch war die Sache ja schon. Fünf Musiker, die sich drei Jahre lang in verschiedenen Solo- und Nebenprojekten austobten, gehen wieder gemeinsam ins Studio. Mit dem mittlerweile fünften Studioalbum beweisen die Crossover-Pioniere jedoch, dass ihr Stil auch nach längerer Such A Surge-Auszeit problemlos funktioniert. Die "Verandaprojekte", zu denen PITA, Originalton u.a. gehören, führten die Braunschweiger wieder zu ihren musikalischen Wurzeln zurück - und so wurde "Rotlicht" vor allem eines: ein typisches Surge-Album.
Energie-geladene Kracher, engagierte Raps und Songs mit hohem Melodieanteil sollten auch die Fans wieder begeistern, die nach dem eher poppigeren Album "Der Surge Effekt" keine rechte Lust mehr auf SAS hatten. Schon der Opener "Sag Jetzt Nichts Mehr" vereint Power-Drumming mit sphärischen Hintergrundklängen. In diesem Stil folgt ein wütender Song auf den anderen, bis man auf die erste Single "Fremdkörper" stößt. Perkussive Rhythmen, Surge-typische Shouts und nicht zuletzt der selbstkritische Text geben diesem Stück Hit-Qualität. Aber auch die restlichen Nummern gehen sofort ins Ohr. Ruhigere Tracks wie "Hypochonder" und "Augenblick" brauchen zwar einige Zeit, bleiben dafür aber umso länger im Gedächtnis.
Oft leben die Stücke von einer Spannung, die von Anfang bis Ende durchgehalten wird. Musikalisch zieht sich so ein roter Faden durch das Album. Wütend, nachdenklich und selbstbewusst präsentieren sich die Lyrics – übrigens alle auf deutsch. "Hinterm Horizont soll's weitergehen. Doch es ist viel zu weit um nachzusehen" ("Aufstehn") klingt schon sehr poetisch. Solche Texte verleihen den Stücken Tiefgang. Gesellschaftskritisches ("Alles Muss Raus") kommt ebenfalls nicht zu kurz - wenn auch nicht mehr so revolutionär vorgetragen wie beispielsweise auf der 1995 veröffentlichten Scheibe "Under Pressure".
Etwas seltsam klingt der Text von "So Viele Fragen", der die gute Instrumentierung in den Hintergrund drängt. Um zwei oder drei Verlegenheitsstücke kommt am Ende auch diese Platte nicht herum, was man aber schnell vergisst, wenn der nächste Drum-Sound in die Stille kracht. Die Platte macht auf alle Fälle wieder Appetit auf Livekonzerte der Braunschweiger. Oder um es mit den Worten von Bassist Axel zu sagen: "Punched wie Hölle". Im Gegensatz zum Vorgänger "10 Jahre" besitzt "Rotlicht" übrigens keinen Kopierschutz. Für eingefleischte Fans gibts die CD als limitierte Version mit zusätzlicher DVD, die 21 Videos, darunter den aktuellen Clip "Fremdkörper" enthält.
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