laut.de-Kritik
Vom schmalen Grat zwischen Hommage und Eigeninterpretation.
Review von Ulf KubankeAcht Tracks umfasst das neue Album von Suicide Commando, bei dem es sich paradoxerweise gar nicht um ein solches handelt. "Death Will Find You" ist vielmehr dem speziellen Status der evil Elektrotruppe geschuldet und macht schlicht Spaß.
Johan van Roy inszeniert sich bereits seit über 30 Jahren als Kernfigur im Bereich abgründig ballernder Steckdosenklänge. Gleichzeitig gilt er nicht zu unrecht als Pionier der Aggrotech-Bewegung. Neben eigens vorgelegten Blaupausen entspringt ein Großteil der Verehrung seitens jüngerer Szenebands vor allem ausgiebigen gegenseitigen Remix-Orgien.
"Death Will Find You" trägt dem Rechnung und bietet neben neuen Liedern eine Handvoll Neuerfindungen per Remix. Pate steht zunächst die gelungene Studioplatte "Forest Of The Impaled". Hiervon schnappt sich van Roy die Clubhits "Death Lies Waiting" und "We Are Transitory", denen er zunächst höchstpersönlich neues Leben einhaucht.
Tatsächlich gelingt ihm eine partielle Neudeutung, ohne auf seine beliebten Trademarks zu verzichten. Alle Fans der unheiligen Elektro-Dreifaltigkeit Wumpscut/Leatherstrip/Suicide Commando kommen problemlos auf ihre Kosten. Besonders der Opener atmet die Klasse verehrter Kultalben wie Wumpscuts "Bunkertor 7" oder das eigene "Critical Stage". Oldschool: ja. Langeweile: nein.
Im nächsten Abschnitt folgen neue Stücke. "Black Hole" (mit Mario Vearewijck von Insekt) wirkt eher routiniert denn inspiriert, punktet aber mit maximal verstörenden Vocals à la Aphex Twins "Come To Daddy". "I'd Die For You" zieht hernach das Tempo an und pumpt sich mittels Keyboardlinie endgültig durchs "Bunkertor".
Die Fremdmixe stammen von The Firm Inc./E-Craft, Binary Park, Bornless Fire und Ruined Conflict. Liebevoll akzentuieren die vier das Material ein wenig anders als van Roy und wandeln souverän auf dem schmalen Grat zwischen Ehrerbietung und eigener Interpretation. Besonders Bornless Fires Remix wird bei Fans sicherlich auf verzückte Gesichter treffen.
Damit sorgt das Selbstmordkommando ein weiteres Mal für gelungene Unterhaltung, obwohl van Roy und Co. jegliche Innovation meiden wie der Teufel das Weihwasser.
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