laut.de-Kritik

Der Albtraum aller Schwiegermütter.

Review von

Irgendetwas machen die anders. Während die CD-Verkäufe weltweit massiv zurückgehen, verticken die Kalifornier Suicide Silence fast 200.000 Stück von ihren ersten beiden Alben, mischen die prestigeträchtigen Billboard-Charts auf und sind trotzdem der Albtraum aller Schwiegermütter.

Wie der Bandname bereits suggeriert, schunkeln die Fans nämlich nicht zu Herzschmerz-Songs, sondern tanzen, moshen und breaken sich den sprichwörtlichen Teufel aus dem Leib. Obwohl der diskutable Deathcore seine fetten Zeiten hinter sich hat und Vorreiter wie Animosity oder Despised Icon schon das Zeitliche gesegnet haben, schließen die fünf Jungs aus dem Sonnenstaat scheinbar mühelos zu den ganz Großen im bleiernen Hartwurstsektor auf.

Das Erfolgsrezept haben Suicide Silence auf ihrem dritten Longplayer für Century Media nahezu nahtlos weitergeführt. Man nehme vier grimmig dreinblickende langhaarige Instrumentalisten, gebe einen volltätowierten Emoscheitel-tragenden Schreihals dazu und würze das Gebräu mit einer Vielzahl an Breakdowns, Doublebass-Salven und pumpender Basslinien. Schon lukriert man sabbernde Teenager in knallbunten und unleserlichen Shirts, die epileptisch durch die vorderen Zuschauerreihen wanken.

Musikalisch gehört natürlich mehr dazu. Wie schon beim direkten Vorgänger "No Time To Bleed" leben Suicide Silence einerseits von fetten Produktion (diesmal von Steve Evetts), andererseits von Frontmann Mitch Lucker, der nicht umsonst zu den begnadetsten Shoutern des Planeten zählt und mit Keif, Grunz und Gröl das ABC des Aggro-Sektors aus dem Effeff beherrscht, wobei er dieses Mal hauptsächlich auf die Screams vertraut.

Schade aber, dass man sich beim Songwriting stark an die bisherige Erfolgsformel gehalten hat und nur selten auf Überraschungsmomente setzt. Der Größte ist dabei sicher das zähflüssig-doomige "Witness The Addiction", bei dem Korn-Sänger Jonathan Davis einen grandiosen Gastauftritt hinlegt und den einen oder anderen Band-Maniac ein fettes Fragezeichen auf die Stirn brennen wird. Eingeladen wurde auch Frank Mullen, der "Smashed" das nötige Old-School Feeling besorgt.

Ansonsten bewegen sich Suicide Silence im bekannten Rahmen und verstehen ihren Sound als buntes Potpourri aus abgehackten Riffs, variablem Shouting und wilder Raserei. Zur atmosphärischen Verstärkung wird im Hintergrund auch mal aus der Konserve gespielt, aber grundsätzlich bolzt sich das Quintett in kompromissloser Art und Weise durch Songs wie "Slaves To Substance", "Human Violence" oder "Fuck Everything".

Mit "March To The Black Crown" findet ein überflüssiges Interlude ins Gesamtkonzept, diverse Soloeinlagen lassen "The Black Crown" aber wieder angenehm aus dem Deathcore-Einheitsbrei hervorragen. Zudem hat Lucker sich textlich fast vollständig vom Antireligiösen befreit und befasst sich mit fortschreitendem Alter lieber mit persönlichen Problemen und Erlebnissen.

Die Verkaufs- bzw. Downloadzahlen werden mit dem neuen Silberling der Kalifornier weiter steigen, doch der große Kreativitätsschwung, die Erweiterung der eigenen Stilgrenzen findet nur sehr beschränkt statt. Vielleicht auch ein Grund, dass die Jungs in den USA zentnerweise mehr Erfolg haben als am alten Kontinent.

Trackliste

  1. 1. Slaves To Substance
  2. 2. O.C.D.
  3. 3. Human Violence
  4. 4. You Only Live Once
  5. 5. Fuck Everything
  6. 6. March To The Black Crown
  7. 7. Witness The Addiction
  8. 8. Cross-eyed Catastrophe
  9. 9. Smashed
  10. 10. The Only Thing That Sets Us Apart
  11. 11. Cancerous Skies

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3 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Habe mir die Platte jetzt dreimal angehört und es wird von mal zu mal besser.
    Ein bisschen Gewöhnungsbedürftig dass jetzt fast nur noch auf Screams gesetzt wird aber gut jede Band entwickelt sich weiter.
    4/5 Punkten weil Suicide Silence unter all den Deathcore/Metelcore Bands den größten Wiedererkennungswert hat und dass auch auf dieser Cd bestätigen.

  • Vor 13 Jahren

    Die produktion ist gut, das wars auch schon.

    Schneide die ersten drei lieder beliebig zusammen und gucke ob du ein unterscheid bemerkst.

    Aber was will man von ner Deathcore band schon erwarten. Den größten Wiedererkennungswert unter deathcore Bands zu haben, ist ohnehin in etwa so wie der klügste teilnehmer bei Big Brother zu sein...
    "Slaves to substance", "you only live" once und "witness the addiction" sind die einzigen halbwegs interessanten Lieder.
    Und wo er Rezensent diverse soloeinlagen gefunden hat ist mir auch nicht ganz klar.
    Ziemlich uninspiriert und langweilig würde ich die wenigen, kurzen "Soli" bezeichnen, die kaum songdienliche aspekte haben. Zu kurz, zu gewöhnlich.
    Ich warte ja immernoch auf Digital Veil von The Human Abstract, schließlich wurds hier angekündigt. Aber darauf werde ich wohl noch lange warten müssen.
    Das wäre mal zur abwechslung mal ein interessantes album was hier rezensiert wird.

  • Vor 12 Jahren

    @Sputtel (« Die produktion ist gut, das wars auch schon.

    Schneide die ersten drei lieder beliebig zusammen und gucke ob du ein unterscheid bemerkst.

    Aber was will man von ner Deathcore band schon erwarten. Den größten Wiedererkennungswert unter deathcore Bands zu haben, ist ohnehin in etwa so wie der klügste teilnehmer bei Big Brother zu sein...
    "Slaves to substance", "you only live" once und "witness the addiction" sind die einzigen halbwegs interessanten Lieder.
    Und wo er Rezensent diverse soloeinlagen gefunden hat ist mir auch nicht ganz klar.
    Ziemlich uninspiriert und langweilig würde ich die wenigen, kurzen "Soli" bezeichnen, die kaum songdienliche aspekte haben. Zu kurz, zu gewöhnlich.
    Ich warte ja immernoch auf Digital Veil von The Human Abstract, schließlich wurds hier angekündigt. Aber darauf werde ich wohl noch lange warten müssen.
    Das wäre mal zur abwechslung mal ein interessantes album was hier rezensiert wird. »):

    ...auch wenns so 15 Monate zu spät kommt, aber du hast des album schon gehört, wa ? btw.: pervers geile live band !