laut.de-Kritik
Moderner Indie-Folk: Verkopft und alles andere als eingängig.
Review von Philipp SchiedelVor etwa zwei Jahren lieferte Spencer Krug mit seinem Kumpanen Dan Boeckner eines der besten Indie-Alben der vergangenen Jahre ab. Keine Widerrede. Wolf Parades "Apologies To The Queen Mary" fand mühelos den Weg zwischen genialen Pop-Songs und anstrengendem Nöl-Gesang.
Diese Lorbeeren ermöglichen Krugs einstigem Solo-Projekt Sunset Rubdown, das sich inzwischen zur richtigen Band gemausert hat, nun eine deutsche Veröffentlichung des zweiten Albums. Das gute Stück wurde in Kanada zwar schon im Mai 2006 veröffentlicht, schafft es bei uns aber erst jetzt in die Läden.
Diese Veröffentlichungspolitik dürfte sicher auch daran liegen, dass es Sunset Rubdown auf dem deutschen Markt definitiv nicht allzu leicht haben werden. Verkopft, quer und alles andere als eingängig präsentiert Krug sein Verständnis von modernem Indie-Folk. Wer solche Musik komponiert und dabei noch aus Kanada kommt, stampft selbstverständlich in den Pfaden von Arcade Fire (mit denen man natürlich eine enge Freundschaft pflegt).
Krug verwehrt sich aber vor zu viel Eingängigkeit und auch nach mehreren Hördurchgängen hat er keine astreinen Hits auf Lager. Sunset Rubdown ist eher sein Schmuckkästchen der verschrobenen Ideen und der falsch-klingenden Akkorde. Indie, Folk und Weirdoness verbindet er hier zu einem verschachteltem Werk voller schräger Schmachtfetzen, die das Leid des Lebens ebenso anprangern wie auskosten.
Bitterböse Lyrics, die gerne mit jeder Menge von Tieren voll gestopft sind, unterstreichen den kryptisch verschlossenen Eindruck der Platte. Sunset Rubdown stehen für eine geheimnisvolle Folk-Musik, die mit allen möglichen Instrumenten heftigst inszeniert ist, aber niemals an einer aberwitzigen Aufgeblasenheit scheitert. Ein Pluspunkt, den sich nicht gerade viele artverwandte Bands aus dem heimischen Montreal auf die Fahnen schreiben dürfen.
Irgendwann hat man dann doch genug gelitten und freut sich in den 46 Minuten dieser Platte mindestens einmal auf ein neues Wolf Parade-Album, das sicher etwas mehr Pop-Appeal mit sich bringt, als Spencer Krug es mit Sunset Rubdown gewillt ist einzugehen. Nach dem Genuss dieses Werks freut man sich noch mehr an der Direktheit der Wolf Parade-Songs, die aus der Feder von Dan Boeckner stammen und trotzdem so herrlich mit Krugs Ideen harmonieren.
2 Kommentare
was bitte? das sind hier aber MINDESTENS 4 punkte.
Shut Up I Am Dreaming Of Places Where Lovers Have Wings