laut.de-Kritik
Auf die Knie fallen und kaufen!
Review von Stefan FriedrichManchmal steht man wirklich auf der Leitung. Da höre ich mir zwei Tage lang das neue System Of A Down-Album an und erst nach 48 Stunden dämmert es mir, dass es sich hierbei ja eigentlich "nur" um Reste des letzten Studioalbums handelt. Diese "Reste" allerdings sind größtenteils so brillant, dass den Leuten, die da "Abzocke" oder "Geldmacherei" rufen wollen, das Wort im Halse stecken bleiben dürfte.
Wirklich Neues bietet "Steal This Album" natürlich nicht, allerdings vermisst man Neuerungen auch zu keinem Zeitpunkt. Sämtliche Songs - mit Ausnahme von "Roulette" - kommen druckvoll und brachial wie auf dem Vorgänger daher, ohne jemals in sinnloses, selbstgefälliges Geprügel auszuarten. System Of A Down beherrschen diese Gratwanderung zur Zeit wie kaum eine zweite Band. Zudem liegen den meisten Stücken große, teilweise sehr poppige Melodien zu Grunde, wodurch sich System Of A Down langsam aber sicher zu einem echten Massenphänomen entwickeln. Als Sahnehäubchen kommt noch der wechselseitige Gesang der Herren Malakian und Tankian hinzu, der im Rockbiz seinesgleichen sucht und sich auch textlich wohltuend vom stumpfem Müll der NeuMetal-Gitarren-Szene abhebt.
Auch wenn die Qualität durchgehend hoch ist, so stechen doch zwei langsamere Songs aus "Steal This Album" heraus. Zum einen "Mr. Jack", welcher mit sanften Gitarren beginnt, um am Ende dann doch noch in die typische System Of A Down-Hektik zu kippen. Zum anderen die Ballade "Roulette", die sich, nur von Akustik-Gitarre und Streichern getragen, zum Über-Song mit Klassiker-Ambitionen entwickelt.
Wenn eine Band solche Stücke, wie sie sich auf "Steal This Album" finden, bislang aussortiert hatte, dann kann man vor dem künstlerischen Potential des Vierers aus der Stadt der Engel nur auf die Knie fallen. Unglaublich. Kaufen!
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