laut.de-Kritik
Der König des Dirty South erschreckt New York.
Review von Alexander EngelenNennt "King" das "Black Album" des Südens. Krönt T.I. endgültig zum König des Dirty South. Prophezeit einmal mehr den Untergang des Big Apples und die Auferstehung des Derrty Derrty als neues Epizentrum des Hip Hops. Von mir aus. Für mich ist der gewichtigste Grund für die überdurchschnittliche Qualität des vierten T.I.-Albums folgender: Es ist eine der ersten Platten aus dem dreckigen Süden, die man von vorne bis hinten durchhören kann.
Von der Qualität waren bereits mehrere Millionen Amis überzeugt, die "King" kurzerhand mit einer Platinum-Plakette bestückt haben. Und das zu Recht, weil "King" alles hat, was ein Album braucht, um im Jahr 2006 ganz vorne mitzuspielen.
Schon der Opener "King Back", eine der besten Just Blaze-Produktionen, zu der Köpfe je nicken durften, prescht mit Glockenspiel und Fanfaren so weit in Richtung New York vor, dass es der Hip Hop-Geburtsstadt Angst und Bange werden sollte. "I welcome you and get acquainted with the youngest in charge. Respected from East to West like he was running the mob. Dictating, ain't taking orders from no one but God." Mehr als ein "Touché" aus trockener Kehle fällt mir da nicht ein.
Gerade noch an den Pforten des Big Apples geklopft, holt Ex-Cash Money-Produzent Mannie Fresh T.I. mit Dirty South-Trademark-Sound wieder zurück in den Süden, wo sich der junge Spitter neben dem legendären Duo UGK natürlich pudelwohl fühlt ("Front Back"). Klassische, simpel gehaltene Dirty South-Stücke mit narkotischen Synthiesätzen und pumpenden Bässen sind in Folge jedoch spärlich gesät. Lediglich das melodiöse "Ride With Me", das dunkel gehaltene "Undertaker" mit dem hier unscheinbaren G-Unit-Mitglied Young Buck und das schön käsige "Hello" fallen in diese Kategorie.
"Top Back", "I'm Straight" und "Stand Up Guy" haben nur noch rudimentäre Merkmale von dem Sound, den man noch vor wenigen Jahren eindeutig den Bundesstaaten am Golf von Mexiko zuweisen konnte. Auf "Top Back" schickt erneut Mannie Fresh ein Orchester mit einer Bassbox aufs Parkett, während T.I. den Beat mit seinem grandiosen Flow bearbeitet. Mit "Stand Up Guy" beansprucht der Protagonist endgültig die Tanzfläche für sich und präsentiert ein wild stampfendes, jedoch höllisch melodiöses Tier von einem Track.
Gemeinsam mit Snowman Young Jeezy und Süd-Urgestein B.G. verkündet T.I. schließlich auf einem fast G-funkigen Basslauf "I'm Straight" - der Schulterschluss mit Jeezy bringt zwei der angesagtesten Dirty South-Acts mit zu erwartend überzeugendem Ergebnis zusammen.
Die wahren Qualitäten des Rappers legen jedoch die Tracks frei, auf denen sich T.I. endgültig seiner Wurzeln entledigt und einerseits mit dem Produzenten des Genres Pharrell Williams gemeinsame Sache macht und sich andererseits skrupellos eines A Tribe Called Quest-Zitats bedient. Erstens schweben harmonische Neptunes-Elektroden und eine noch betörendere Pharrell-Hook über "Goodlife" (Überraschungsauftritt von Common inklusive!). Die wahre Großtat folgt schließlich auf "Why You Wanna": Immer wieder verkündet T.I. Mantra-ähnlich Q-Tips "Hey why you wanna go and do that, love, huh?" und verpackt das Ganze in ein so unverschämt sauber poppiges Stück Musik mit Eighties-Anleihen, dass man ihm nur noch vor Freude schluchzend die Krone polieren will. Die hat sich T.I. nämlich mit "King" ohne jeden Zweifel verdient.
2 Kommentare
Zweifellos ein super Album mit Höhepunkten en masse
definitiv