laut.de-Kritik

Punk WAS dead, aber T.V. Smith bringt wieder Leben in die Bude!

Review von

1979 – Punk was (almost) dead. The Adverts waren es Ende des Jahres auch wirklich. The Adverts? Junge, du bist hier bei T.V. Smith gelandet, einem der größten Punkern der Geschichte, und du weißt nicht, wer The Adverts waren? Na ja, es sei dir nachgesehen, aber lass mal nur Folgendes in Ruhe auf dich wirken: The Sex Pistols, The Buzzcocks, The Damned, Iggy Pop, The Velvet Underground, The Adverts.

Wir reden hier von Punkgeschichte, nicht von irgendwelchen pubertierenden Highschool-Pickel-Kids. Punk entstand Mitte/Ende der 70er-Jahre in "God shave the Queen"-England und T.V. Smith war einer von denen, die damit das auslebten, was sie wirklich waren. Punk war eine Einstellung, keine Idee eines reichen Upper-Class-Produzenten (auch wenn man es bei den Sex Pistols auch anders sehen kann).

Tim Smith gründete seine Adverts und hatte nach nur zwei Konzerten 1977 schon einen Vertrag mit der legendären Stiff Records-Company in der Tasche. Dass im August desselben Jahres der Song "Gary Gilmore's Eyes" zum Top-20-Hit der englischen Popcharts wurde, zeugt von der Einmaligkeit der damaligen Zeit. Punk war nicht nur Krach, Punk war das, was für vielleicht jede Rockband heutzutage die Grundlage darstellt.

"Useless – The Very Best Of T.V. Smith" ist keine herkömmliche Best-Of-Scheibe. Zum einen beinhaltet sie mit "Only One Flavour" einen komplett neuen Song. Zum anderen bekommt man keine Original-Aufnahmen zu hören. Was im ersten Moment wie ein Schock klingen mag (sind doch alle T.V. Smith-Originale inzwischen gesuchte Stücke) macht doch auch Sinn, schaut man mal auf das Label der Aufnahme. JKP ist das Haus-Label der Düsseldorfer Punk-Combo Die Toten Hosen. Diese haben "Gary Gilmor’s Eyes" Anfang der 90er nachgespielt und so den Kontakt zum Altmeister Smith hergestellt. Zumindest dies muss man also den Hosen zugute halten, nämlich dass sie offensichtlich auch schon gute Musik gehört haben. Zusammen spielte man jetzt "Useless" ein. Was herausgekommen ist enttäuscht die Erwartungen eines T.V. Smith-Fans, lässt aber die Background-Band Die Toten Hosen endlich mal wieder in einem etwas positiverem Licht erscheinen. Gute Songs sind also doch nicht tot zu kriegen....

Tim Smith selber lebt positiverweise in der Jetzt-Zeit, zählt "Nevermind" von Nirvana zu seinen Lieblingsalben, hört Reggae, Dancesachen, Sonic Youth und Nick Cave. Da klingt verständlicherweise selbst der eigene Song nicht mehr immer nach Punk. Muss auch nicht. Smith sagte in einem Interview, dass wenn man "als Punk startete, da gab es keinerlei Regeln, denen man gehorchen musste, und das Spannende war, dass man nie wusste, wie eine neue Punkband klingen würde oder worüber ihre Texte handeln. Heute sind die meisten Punkbands sehr vorhersagbar, und das ist eine Schande!" Damit könnte er auch die Hosen gemeint haben – oder auch nicht. "Useless – The Very Best Of T.V. Smith" jedenfalls spannt den Bogen von 1977 über die 80er Jahre hin zu dem, was man in Deutschland im Jahre 2001 für Punk hält.

Aber lasst mich ehrlich sein: Punk starb 1979 nicht wirklich und es gab ihn schon vor den Sex Pistols. Punk ist in all denen, die ihn leben wollen, vielleicht sogar in manchem Highschool-Pickel-Kid. In diesem Sinne ist "Useless – The Very Best Of T.V. Smith" sicherlich kein großes, aber dennoch ein gutes, wichtiges Album.

Trackliste

  1. 1. One Chord Wonders
  2. 2. Only One Flavour
  3. 3. Expensive Being Poor
  4. 4. My String Will Snap
  5. 5. Gary Gilmore's Eyes
  6. 6. Bored Teenagers
  7. 7. Generation Y
  8. 8. Immortal Rich
  9. 9. Gather Your Things And Go
  10. 10. Ready For The Axe To Drop
  11. 11. The Day We Caught The Big Fish
  12. 12. Runaway Train Driver
  13. 13. Lion And The Lamb
  14. 14. Lord's Prayer
  15. 15. Useless

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2 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    was für ein problem hast du mit den hosen?
    tv smith ist ein sehr guter freund des hauses toten hosen und er bezeichnet sie ganz bestimmt nicht als eine schande! auch punks müssen nicht 20 jahre lang die gleiche musik machen und denselben text singen, und die toten hosen sind in würde gealtert und nicht tod zu kriegen! wenn DTH über dieselben sachen singen würde, wie sie das vor 25 jahren getan haben, wäre das lächerlich..genauso wie deine kritik!
    Tv smith&Hosen: bis zum bitteren ende!

  • Vor 17 Jahren

    bemerkenswert, dass eine geniale punkband mal eine solche aufmerksamkeit erfährt ... am wegesrand aber mal wieder auf die hosen einzudreschen ist ... einfach nur daneben.