laut.de-Kritik
Die Refrains reißen mit, die Halle feiert. Zeitlose Popmusik.
Review von Deborah SchmidtMika trifft auf Charlie und die Schokoladenfabrik! So ähnlich könnte der erste Gedanke beim Anblick des Covers sein. Das Fotobooklet erledigt den Rest und lässt eine pompös farbenfrohe Show vorausahnen.
Tatsächlich ist der Entertainment-Faktor einer Take That-Liveshow beachtlich und diese qualitativ auf höchstem Niveau. Die Ex-Teenies verstecken sich nicht hinter einer Boyband-Fassade, sondern zeigen sich auch einzeln stimmlich äußerst selbstbewusst. Neben einwandfreiem Gesang bekommt der Zuschauer ein Aufgebot an 1A-Musikern sowie Top-Artisten frei Haus geliefert.
Spätestens in der Mitte des Sets wird einem zudem bewusst: Man hat es hier nicht mehr mit der Castingtruppe von damals zu tun, sondern vielmehr mit einer waschechten Band. Jason, Mark, Howard und Gary schwingen sich sogar hinter reale Instrumente und was dabei rauskommt, macht gar keinen schlechten Eindruck.
Das "Clown Medley" verdeutlicht, wie viel Spaß die Vier an der ganzen Sache haben: Take That tanzen in Clownskostümen über die Bühne. Mit "Never Forget" geht es wieder zurück zu den Karriere-Wurzeln und abgeschminkt ans Mikro. Der Refrain reißt mit wie eh und je. Die Halle feiert. Manche Popmusik aus den 90ern ist einfach zeitlos!
Das Publikum nimmt aber auch Comeback-Songs wie "Patience" hervorragend auf. Take That haben karrieretechnisch eben alles richtig gemacht. Dass sich "The Circus Live" als die am schnellsten ausverkaufte Tournee der britischen Musikgeschichte entpuppte, löscht auch das letzte Fünkchen Zweifel daran und sicherte der Band sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde 2010.
"Relight My Fire" mag schon einige Jährchen auf dem Buckel haben, geht live aber trotzdem ab wie Schmidts Katze. Der Titel wurde im Original 1979 von Dan Hartmann geschrieben. Die Vocals sang Loleatta Holloway, die sich hier Take That auf der Bühne anschließt.
"Hold Up A Light" leitet mit einem komplett in Pailletten gehüllten Mark ein schillerndes Ende ein. Die vier Herren fahren noch mal alles auf, was tanzen und musizieren kann. Selbst Britney Spears hätte sich hier für ihre Circus-Tour etwas abschauen können.
Auch wenn man stellenweise den Eindruck erhält, dass die Show in die Abgründe des Kitsch hinabgleiten könnte, wird man immer wieder von der herrlichen Selbstironie und den Strahlegesichtern der Jungs aufgerüttelt.
Ein wunderbares Beispiel dafür liefert "Pray", ein "proper boyband dance", bei dem sich die Vier selbst auf die Schippe zu nehmen scheinen. Gary Barlow, Howard Donald, Jason Orange und Mark Owen haben eine positive Art an sich, die jeden Zuschauer zwangsläufig zum Take That-Sympathisanten macht.
Auf einer zweiten DVD befindet sich die Session in den Abbey Road Studios. Einige der Songs, die man kurz zuvor noch in pompösem Gewand bestaunt hat, erlebt man nun in viel persönlicherer Atmosphäre. Zwischen den Liedern gibt es Gespräche mit den vier Bandmitgliedern, die interessante Hintergrundinfos vermitteln.
Noch keine Kommentare