laut.de-Kritik
Nightwishs Hietala breitet mit Tarot seine Schwingen aus.
Review von Michaela PutzWer von diesen Finnen bislang noch nichts gehört hat, dem sei mit dem Namen Marco Hietala auf die Sprünge geholfen. Handelt es sich doch um die Stammband des Nightwish-Mitglieds. Mit von der Partie des Sängers und Bassisten sind sein Bruder Zachary (Gitarre) sowie Janne Tolsa (Keyboards), Pecu Cinnari (Drums) und der neue Festzugang Tommi 'Tuple' Salmela, der sich nun mit Marco den Gesang teilt
Welchen besseren Zeitpunkt als jetzt könnte es für die finnische Combo geben, um nicht nur im Heimatland, sondern auch bei uns ordentlich von sich hören zu lassen. Während Nightwish noch auf der Suche nach einer Nachfolge-Frontfrau sind, kann sich Marco mit den restlichen Bandmitgliedern um Tarot kümmern.
Die ließen es immer wieder mal ruhig um sich werden, sind aber in der skandinavischen Metallandschaft mittlerweile ein so fixer Bestandteil wie das Amen im Gebet - immerhin seit den Achtzigern. Womit wir auch schon beim Stichwort sind: Hietala & Co. frönen dem straighten Heavy Metal, wie man ihn von besagter Zeit kennt.
Positiverweise ohne den 'fight with honour and steel'-Pathos, den diverse andere Bands nur allzu gerne raushängen lassen. Schöne Melodien erheben sich auf einem technisch versierten Fundament, die sich schon beim Titeltrack entfalten und in den weiteren Nummern ihre Fortsetzung finden.
Hymnenqualität ist ohne Frage gegeben, wie "Ashes To The Stars" zeigt. Das eher thrashige "Messenger Of Gods" bricht hingegen aus dem Konzept aus, liefert kerniges Riffing, progressive Elemente und derbe Vocals. Es spielt sich ordentlich was ab, wie auch auf "Bleeding Dust".
Die meiste Zeit leben die Finnen allerdings eine äußerst melodiöse und gleichzeitig powervolle Seite aus. Leider setzen sie ihren besten Song "Crows Fly Black" taktisch ungünstig gleich zu Beginn. Zum Glück zeigen auch nachfolgende Tracks wie "Before The Skies Come Down", "You" und "Howl!", wie eingängige und atmosphärische Songs aussehen. Wobei das Klavier untermalte "Tides" schon regelrecht (zu) soft und kuschelig anmutet.
Musikalische Vorbilder wie Iron Maiden, Black Sabbath oder Judas Priest lassen sich nicht von der Hand weisen. Somit sollte klar sein, dass hier kein Rad neu erfunden wird. Was gar nicht unbedingt nötig ist. Denn gute und kraftvolle Songs stehen ohnehin für sich.