laut.de-Kritik
Der Foo Fighters-Drummer hat Sex.
Review von Adrian MeyerDieser alte Witz sollte eigentlich allen Drummern bekannt sein: Was sagte der Schlagzeuger, bevor er aus der Band geschmissen wurde? "Hey Leute, ich hab da mal nen Song geschrieben ..."
Dass Drummer aber durchaus solo gewaltige Erfolge feiern können, dafür braucht es keine Beweise mehr. Im vorliegenden Fall sollte man vielleicht nicht gleich an Ringo Starr, sondern vielmehr an Dave Grohl denken.
Da Herr Grohl bei den Foos längst die Instrumente gewechselt hat, sitzt dort seit geraumer Zeit Taylor Hawkins an den Kesseln. Dieser hat nun mit seinen Coattail Riders zum zweiten Album ausgeholt. Auf "Red Light Fever" bleibt er seinem Instrument treu und singt von hinter der Schießbude ins Mic. Nicht unanstrengend, wenn man sich sein energiegeladenes Spiel in Erinnerung ruft!
Hawkins kriegt auf der Platte tatkräftige Unterstützung von Brian May und Roger Taylor, die ihren musikalischen Fingerabdruck eindeutig auf den jeweiligen Songs ("Way Down", "Don't Have To Speak", "Your Shoes") hinterlassen. Hallo, Background-Männerchor und Glam-Soli! Doch auch Bandkollege (und Chef) Grohl ist oft an der Rhythmusgitarre präsent.
Diejenigen Songs, die dem Glam- und Classic-Rock der 70er huldigen, sind dann auch mit die besten der Platte. Opener "Not Bad Luck" ist eine abwechslungsreiche Foo/Queen-Kreuzung mit minimalen QOTSA-Einschlägen in In- und Outro. Der Song macht Appetit auf mehr.
Nach einem tollen Start flacht "Red Light Fever" aber enorm ab und verliert sich in plumper Langeweile. Hawkins selbst sieht das so: "Ungefähr in der Hälfte dachte ich, fuck it, mir ist es egal, wenn das Album so tönt, als hätte ich Sex mit meiner Plattensammlung". Leider hat sich der Foo-Drummer offensichtlich zu sehr auf das Liebesspiel mit seinen auf Vinyl verewigten Helden konzentriert, und so ganz vergessen, eigene Ideen zu entwickeln.
So ähnelt der Rest der Platte dann auch eher einer unaufgeregten Missionarsstellung denn einer wilden Orgie inklusive interessanter Stellungswechsel. Von geradlinig rockend ("Sunshine") über balladeske Einlagen ("Never Enough") zu Mittempo-Nummern ("Hole In My Shoe") - x-mal gehört. Hier beweisen sich die Foo Fighters eindeutig als bessere Liebhaber.
Zwar steigt der Pegel gegen Schluss bei "I Can See It Now" wieder ein wenig an und bietet "I Don't Think I Trust You Anymore" einen ziemlich guten Abgang - der große Gefühlsgeysir bleibt aber aus.
Während sich Hawkins nach dem Beischlaf wohl keuchend und mit einem befriedigten Lächeln auf die Seite dreht, lässt den Hörer das Gefühl nicht los, seine Plattensammlung habe sich danach augenrollend und ziemlich unbeeindruckt eine Zigarette angezündet.
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