laut.de-Kritik
Fröhlicher Rundflug durch den Gitarren-Pop-Himmel.
Review von Artur SchulzBender, der herzblütige Robot-Liebewicht aus Matt Groenings "Futurama", stand einst Pate für eine vierköpfige Berliner Formation, die sich Team Bender nannte. Leider gab es nach der Gründung 2002 (rechtliche) Unruhe um diese Namensgebung, und die Band war gezwungen, sich zum Team Blender umzutaufen. Nach einigen club-erprobten Jahren und einer kleinen EP folgt nun das erste große Album - und hält sich textlich gleich nicht mit Kleinigkeiten auf: "Wir Sind Gekommen, Um Dich Zu Retten", lautet die vollmundige Verheißung im Alben-Opener "Keine Zeit". Dieses Unterfangen gelingt dem Quartett aus Berlin mit ihrem Debüt-Albums "Erstmal Für Immer" ausgezeichnet - die Rettung erfolgt nie mit erhobenem Zeigefinger, dafür haben Team Blender trotz aller Großstadt-Widrigkeiten einfach zu viel Spaß am unverzagten Leben.
Die Mannen um die Lemonbabies-erprobte Sängerin und Bassistin Barbara Hanff versprühen auf den zwölf Titeln ihres Debüts eine Menge Spielfreude, Energie und Zuversicht. "Vier Akkorde, Die Dir Zeigen /Keine Zeit, Sich Auszuruh'n": Das Ganze entpuppt sich beim Hören erfreulicherweise nicht als übliches Deutschrock-Haudrauf mit Sängerin - dafür beweisen Team Blender trotz durchaus bekannter Stilmittel genügend eigenes Profil. Nach eigener Aussage inspiriert von Acts wie Bloc Party, The Strokes und -ja!- Münchener Freiheit, bettet die Band ihre überwiegend im Vorwärtsgang eingespielten Titel in eine warmherzige Melange aus Indie-Pop-Attitüde mitsamt ganz, ganz dezenten, handverlesenen NDW-Anleihen.
Hoffend-sehnsüchtige Signale aussendend, umkreist der "Satellit" den Hörer-Planeten: "Ich Fühl' Mich So Alleine / Nur Der Mond Ist Mein Freund". Für die Suche nach der ewigen Liebe finden Team Blender in "Unsterblich" eine schlichte, doch greifende Formel: "Nur Ein Blick von Dir / Und Ich Bin Tot / Mach Mich Unsterblich". Die Band überzeugt mit aufrichtiger, druckvoller Gitarrenwand-Arbeit und lebendigem Schlagzeug. Die Arrangements haben kein aufgesetztes Sound-Gedöns nötig und kommen stets auf den Punkt, ohne dabei ein gerüttelt Maß an Finesse vermissen zu lassen.
Und es gibt hübsche Song-Ideen, wie den Nasenstüber "Robotermann", der allzu vernerdete Computer-Freaks an ihren blassen Zinken trifft: "Alles, Was Dich Schmerzt / Kommt In den Zwischenspeicher". "Erstmal Für Immer" tritt - klug gesetzt - besonders im letzten Alben-Drittel mit den ganz großen Gefühls- und Melodiebögen auf den Plan. Hier finden sich einige der stärksten Songs, beispielsweise das mit satten Beats versetzte, eingängig-rythmische "Stagnation". Der Song überzeugt nachhaltig mit seinem leichthändigen Aufbau mitsamt effektiven Schlagzeug-Breaks. Im Zusammenspiel von Songwriting, Arrangement und Umsetzung ein klares Highlight.
Quirlig, pulsierend und mit viel Detail-Funkeln sinniert Barbara in "Tage Ohne Ziel": "Ich Wollte Antwort, Doch Nur Fragen / Bleiben Hier Und Steh'n Herum / Wenn Ich Die Tür Nie Wieder Aufmach / Bin Ich Dann Sicher Vor Der Nacht?" Mit "Fliegen" startet der Team Blender-Jet zu einer letzten Rundreise durch den Gitarrenpop-Himmel. Keine Frage: "Erstmal Für Immer" zeigt sich als versiertes und temporeiches Frühlings-Debüt.
Pseudo-intellektuelles Bedenkentragen ist nicht Sache der der Band, plattes Reimepressen erfreulicherweise ebensowenig. Dafür stehen Spaß und Spielfreude im Vordergrund. Sängerin Barbaras weiche, hauchende, Beschützerinstinkt-weckende Stimme hat bei mir sowieso gleich einen Sympathiebonus vorweg. Wer sonst etwa Klees wunderbare Suzie schätzt, fühlt sich bei Barbara Hanff ganz gewiss gleichfalls prima aufgehoben. Eben mit dem Anspruch angetreten, Hörer-Seelen zu retten. Ziel erreicht!
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