laut.de-Kritik
Dass Rap-Doppel grüßt höchst lebendig aus der Gruft.
Review von Dani Fromm"Weißt Du Noch?" Das tönt extrem nostalgisch. Muss es auch: Eigentlich haben Tefla & Jaleel vor fünf Jahren mit "Was Will Ich Mehr" ihrer Karriere einen stimmungsvollen letzten Vorhang beschert.
Sie wären nicht die ersten, die den Rückzug vom Rückzug erklären - und sicher nicht die, bei denen man einen solchen Schritt groß bedauern würde. Von einer Rückkehr auf die Bühnen der Republik kann bei "Weißt Du Noch?" allerdings noch keine Rede sein.
Statt neuem Material fahren DJ Ron und DJ Shusta für das ursprünglich als Mixtape konzipierte Album Remixe vergangener Großtaten auf. Eine ganze Latte bisher unveröffentlichter Nummern komplettiert die Trackliste. Das Chemnitzer Rap-Doppel grüßt auf diese Weise höchst lebendig aus der Gruft und lädt zugleich zu einem Zeitsprung quer durch die vergangenen zehn Jahre ein.
Rons und Shustas behutsame Modernisierungen täuschen nicht ganz darüber hinweg: Manches wirkt schon ein bisschen angestaubt. Soll es aber vermutlich auch: Dem Werkschau-Charakter der Platte steht der leise Hauch des Gestrigen, der ihr anhaftet, bestens zu Gesicht.
Tefla & Jaleel blicken - mit verdientem Stolz - auf Geleistetes zurück. "Die Zonis, die mit kleinen Worten große Storys erzählen", entstammen einer Zeit, die eine ganze Generation kleiner Kopfnicker heute nur noch aus Erzählungen kennt: "Damals musste man Hip Hop noch suchen. Wir haben ihn gefunden."
Geschichtsbewusstsein spricht aus ihren Zeilen. Heimatverbundenheit und Patriotismus, die meilenweit von jeder dumpfen Deutschtümelei entfernt bleiben. Kritische Reflektion des eigenen Handelns und scharfe Analysen politischer Zustände: "Leben Im Griff" erweist sich heute als so aktuell wie 2004, als es entstand.
Wie Tennis-Profis die Bälle schanzen sich Tefla & Jaleel Zeilen und Stichworte zu. Dabei wirken sie so unglaublich gut aufeinander eingespielt; vermutlich könnten die beiden auch frisch aus dem Tiefschlaf gerissen gemeinsam loslegen. Ganz wie früher, möchte man meinen - aber die Tracks entstammen schließlich auch einem mit Recht gepriesenem Damals.
Melodisch soulige, samplebasierte Beats, oft mit gepitchten Vocals verziert, sorgen für über weite Strecken einheitlichen Sound. Der verschmilzt die Nummern aus verschiedensten Jahren zwar zu einer runden Sache, wirkt aber auf Albumlänge ein klein wenig ermüdend. Schade, dass der Abwechslung erst in den Bonus-Tracks eine Chance gegeben wird.
Dann aber! Vom druckvoll-energischen "Hebt Die Hände" über "Open Fire" mit stilvollem 80er-Synthie-Sample und dem hübschen Bass in "Ihr Redet Zuviel" mit Volldampf zurück ins Spät-90er-Hip Hop-Lebensgefühl von "It's Like": Allein dafür hat es sich gelohnt, mit Tefla & Jaleel eine weitere Runde zu drehen. Sollten sie jetzt wieder Blut geleckt haben - ich hätte überhaupt nichts dagegen.
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