laut.de-Kritik

Diese Stimme berührt einfach.

Review von

Ein paar gezupfte Gitarrensaiten und schon ist sie wieder da, diese leicht belegte und im Nu vertraute Stimme von Teitur Lassen. Endlich. Die Songs des Vorgängers "Poetry & Aeroplanes" sind in der Wartezeit zu engen Vertrauten geworden. Auch auf "Stay Under The Stars" fährt der Singer/Songwriter aus Färöer kleine, feine Lieder auf. Ob sie allerdings ähnlich zünden, wie auf dem Vorgänger bleibt vorerst ungewiss.

Denn etwas ist anders. Schwer in Worte zu fassen. Vielleicht ist es die Produktion, die weniger aufwändig und ausproduziert wirkt, wo das live aufgenommene "Great Balls Of Fire" irgendwie einen Bruch markiert. Vielleicht sind es aber auch die Songs, die einfach nicht so prägnante Melodien auffahren. Oder sind es diese zum Teil durchaus ungewohnten, beschwingten Töne, die Teitur auf "Boy, She Can Sing!" anstößt?

Mit dem Türöffner "Don't Want You To Wake Up" jedenfalls bittet er eine ziemlich typische Teitur-Ballade auf die Saiten seiner Akustikgitarre, die auch auf dem Vorgängeralbum problemlos hätte stattfinden können. Vielleicht wurde sie sogar dafür aufgenommen, der intensiv-warme Sound mit seinem zurückhaltenden Streicherarrangement könnte dafür sprechen. "Louis, Louis" macht verursacht eine wohlige Gänsehaut. Die gemalte Trompete im Booklet deutet es an - es handelt sich um eine Hommage an Louis Armstrong, ein Vorbild Teiturs. Zudem ein Hohelied auf die Musik selbst.

"Great Balls Of Fire", den Song, der durch Jerry Lee Lewis weltberühmt wurde, setzt Teitur kurzerhand stark verlangsamt und in Moll um. Ungewohnt, aber gut und extrem überraschend. Eine großartige Ballade für die frühen Morgenstunden. Von einem markant-fröhlichen Kopfnicker-Klavier begleitet, singt Teitur "Boy, She Can Sing!". Macht Spaß, so etwas hätte man nicht von ihm erwartet.

"Hitchhiker" stampft göttlich und psychotisch, ist eine Art Roadmovie in Tönen. Wen würde es wundern, wenn er über dieses Arrangement von der Durchführung eines Mordes erzählte? Aber dafür ist Teitur wohl ein zu guter Mensch. Und so ist es die Geschichte einer vermutlich einseitigen Spontan-Romanze. Der Refrain fällt dementsprechend sehnsüchtig aus, voller Niedergeschlagenheit und Erwartung.

Auf den ersten Hördurchgang scheint auf "Stay Under The Stars" etwas unstimmig zu sein. Aber schon beim zweiten Durchgang beginnen diese Gedanken, sich zu zerstreuen und das Album schickt sich an zu passen. Es wird ein Zuhause, in dem der Hörer ankommen und es sich bequem machen kann. Diese Stimme berührt einfach.

Trackliste

  1. 1. Don't Want You To Wake Up
  2. 2. Louis, Louis
  3. 3. You Get Me
  4. 4. I Run The Carousel
  5. 5. Thief About To Break In
  6. 6. Great Balls Of Fire
  7. 7. Night Time Works
  8. 8. Umbrellas In The Rain
  9. 9. Boy, She Can Sing!
  10. 10. Hitchhiker
  11. 11. Waiting for Mars
  12. 12. All My Mistakes

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