laut.de-Kritik
Danyell will es perfekt. Zu perfekt.
Review von Philipp SchiedelWas kommt dabei heraus, wenn Vollblut-Musiker neue Musik-Stile ausprobieren? Oft nichts Gutes. Von Jam-Sessions persönlich gestört entwickeln Profi-Musiker gerne eine Art Perfektions-Mechanismus, der dem Hören wenig zugänglich ist. Im Rock-Genre ist das schön zu beobachten. Dort brechen sich Typen wie Steve Vai mit endlos langen Solos einen ab, was niemand hören will.
Gut, Telemen aka Danyell ist jetzt keiner Jammer vor dem Herren. Und auch geißelt er uns nicht mit fünf Minuten Gitarren-Solos. Aber er will es perfekt. Zu perfekt. Nach einigen Versuchen bei Blues-, Funk- und Punk-Bands stürzt sich der Berliner nun schon seit ein paar Jahren auf elektronische Musik. Mit seinen Kollegen Toxic Twin und Stashrider hob er das Projekt Telemen aus dem Boden, das sich als revolutionär sieht, aber in Wirklichkeit nichts weiter als unterer Durchschnitt ist. Auch wenn Telemen im Gegensatz zu vielen Electro-Acts eine Message haben und deshalb selbst ihre Texte im Booklet abdrucken, mangelt ihnen leider die Gabe, gute Songs zu schreiben.
Bis Clubkultur politisch wird, muss die Love Parade noch ein paar Jahre als politische Demonstration angemeldet sein. Musikalisch würden Telemen zu dem Deppen-Treffen aber ganz gut passen. Auf vierzehn Tracks versuchen sie vergeblich, Achtziger-Sound mit House verträglich zu machen. Elektronische Anleihen reichen von Erasure ("Super String") und New Order-Beats ("Day-X") bis zu housigen Flächen ("Backstage"). Mit Gewalt versuchen sie, tausend verschiedene Electro-Stile unter einen Hut zu bringen. Gerade deshalb bleiben die Tracks immer oberflächlich.
Es fehlt ganz einfach an der richtigen Cheesyness, die einen Clubtrack zum Bersten bringen sollte. Telemen kratzen lieber immer an der Oberfläche herum, ohne auch nur einen Knaller zu produzieren. Der beste Track ist entsprechend auch der Bonus-Sieg Über die Sonne-Remix von "Angel Of Mercy", der eindringlich zeigt, wie ein Bass klingen sollte.
Am dämlichsten ist aber der peinliche Echo-Sing-Sang, der sich durch das ganze Album zieht. Die abgeschlossene Gesangsausbildung hilft Danyell nichts, wenn er den Vocoder nicht cool oder wenigstens erträglich bedienen kann.
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