laut.de-Kritik
Melo-Death wie er klassischer kaum sein könnte.
Review von Manuel BergerEs gibt Platten, da weiß man kaum, was man schreiben soll. Im Falle von "Five" liegt das vor allem daran, dass alles, was man dazu schreiben könnte, im Grunde schon geschrieben ist. Großartig etwas falsch machen The Agonist nicht. Viel abseits von Norm und Durchschnitt gibts allerdings auch nicht hören.
Größtenteils bleibt "Five" ein Melodic Death Metal-Album wie es klassischer kaum sein könnte. Okay, man hat die Frontfrau, aber das wars dann auch. Sperenzchen à la Orchester-Interlude "The Wake" hätte man sich getrost sparen können. Die Ballade "The Raven Eyes" funktioniert gut als Gewürz, ist aber wie der Rest des Albums nicht außergewöhnlich. Solide Kost wäre das abgeschmackte Attribut, das "Five" verdient hätte.
Die Kanadier liefern durchaus schöne Gitarren-Melodien und -Soli und auch über die Riffs kann man wenig meckern: Abgesehen davon, dass sie viel zu selten wirklich positiv auffallen, sondern im "Five"-Einheitsbrei untergehen. Das aggressive "The Villain" bildet hier eine Ausnahme, ebenso wie der Opener "The Moment", der die besten Hooks des Albums schon ganz zu Beginn verbrät. "The Pursuit Of Emptiness" tut sich durch instrumental ansprechende Dramaturgie hervor – zumindest bis es in den eher auf 08/15-getrimmten Refrain geht.
Ein ähnliches Problem hat "The Man Who Fell To Earth", das stark und groovig beginnt, dabei aber kontinuierlich wirkt, als würde es auf einen Höhepunkt zusteuern. Nur hat die Band den dann irgendwie vergessen. Oder zumindest nicht so effektiv geschrieben, wie man ihn sich gewünscht hätte.
Und auch Vicky Psarakis überzeugt nicht durchweg. Insgesamt gesehen macht Alissa White-Gluz' Nachfolgerin zwar einen guten Job, bisweilen entert die Sängerin aber Gefilde, die sie in Clean-Passagen angestrengt und beim Growling erschöpft klingen lassen. Während Letzteres noch unter die Sparte Geschmackssache fallen mag, wirkt sich Ersteres doch deutlich auf die Gesamtwahrnehmung des Albums aus.
Durchaus Anlass zur Freude gibt dafür Drummer Simon McKay, der etwa "The Ocean" hörbar mit seinem Spiel veredelt. Um das Album aus dem Bereich Durchschnittsware zu heben, reicht das leider trotzdem nicht. The Agonists "Five" reiht sich in die Schublade Melo-Death ein wie ihre "Take Me To Church"-Version in die der Hozier-Cover: Wäre gerne mehr, qualitativ okay – aber man braucht es nicht.
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