laut.de-Kritik
Überzeugend, beruhigend schön!
Review von Vicky ButscherJe schöner die Musik, desto schwerer die Kritik! Das trifft zu hundert Prozent auf das offiziell zweite Album der Beta Band zu. Hier fügt sich eine ausgefallene, schöne und eigene Mischung der verschiedensten Musikstile zu einen wunderbaren Klangteppich zusammen.
Die vorherrschende Stimmung erinnert an Airs "Moon Safari", worauf wahrscheinlich auch meine Annahme beruht, dass diesem leicht verschrobenen Stilmix ein nicht zu verachtender Grad an Massentauglichkeit zuzusprechen ist. Die Musik und die von ihr ausgehende Stimmung trägt den Hörer wie eine weiße, leichte Wolke. Alles scheint schwerelos und Probleme sind nicht mehr existent, so lange man sich dem Schönklang dieses Werkes hingibt.
Es tut der Platte gut, dass man dieses Mal nicht zu Klangmitteln wie zerdepperten Waschmaschinen oder zerschmissenen Guinness-Gläsern gegriffen hat. "Konzentrierter und pop-orientierter", nennt Sänger und Songschreiber Steve Mason das. "Hörbarer machen statt zu nerven" ist seine Devise. Und das ist auf voller Linie gelungen. Es verbergen sich hinter den ruhigen Stücken zwar keine Hymnen, doch zeichnen sich die Songs dadurch aus, dass sie in erster Linie Stimmungen verbreiten. Nichts ist hier glatt produziert, trotzdem strömt das Album eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus.
Immer wieder schleicht sich ein neues Geräusch in den Song ein, bleibt oder taucht nur kurz auf und verschwindet wieder. Viele der verwendeten Geräusche sind gar nicht zu identifizieren. Irgendwo blubbert es, dann kommen wieder Verzerrungen, Samples usw. ins Spiel. Doch die herkömmliche Popband-Besetzung und leicht verdauliche Popsong-Strukturen als grundlegendes Klanggerüst sind immer deutlich zu erkennen. Sie vereinfachen das Hören und machen die Songs eingängiger. Die Single-Auskopplung "Broke" besticht durch den perfekten Zusammenklang von Beats, Gesang, Melodien, Effekten und Samples, die alle so vorsichtig gemischt sind, dass man sogar ein Glockenspiel als gleichwertiges Instrument wahrnimmt.
Eine Linie aus smoothen Grooves zieht sich durch die Stücke und doch hat jeder Song seinen eigenen Charakter. "Al Sharp" wirkt mit dem choralischen Gesang und dem Blubbern im Hintergrund eher sphärisch. "Human Being" und "Gone" kommen danach extrem ruhig und schwebend daher. Bei "Dragon" bestechen wieder die trippigen Beats, die von leisen, vorsichtigen Melodieinstrumenten und zartem Gesang begleitet werden. Heraus sticht noch der Track "Alleged": Nach knapp drei Minuten scheint der zwischen Statik und wunderschöner Melodie wandelnde Song zu Ende zu sein. Doch dann hört man leise Gitarrenakkorde und der Track beginnt mit einer umwerfend schönen Melodie und Struktur von neuem.
Wenn man eine übergreifende Bezeichnung für den Musikstil des gesamten Albums finden sollte - Hiptrop wäre vielleicht eine Lösung. Oder wie soll man sonst eine solch smoothe, ruhige, trippige von guten Beats getragene Musik nennen? Vielleicht einfach nur schön. Überzeugend, beruhigend schön!
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