laut.de-Kritik
Emocore ja, negative Vibrations nö.
Review von Simon TauscherDu bist ein Party-Addict, tanzt aber lieber zu handgemachter Gitarrenmusik als zu den Atzen? Dann tritt näher, The Blackout haben da etwas für dich ...
"Start The Party", das mittlerweile vierte Studioalbum der Band, umfasst elf Songs, dauert knapp 40 Minuten und bietet das, was man nach der Lektüre des Titels erwartet - nicht weniger und nicht mehr. Abfeiern bis zum Abwinken für eine Zielgruppe, die zu alt oder zu cool für Justin Bieber und One Direction und zu jung oder zu wenig taub für den Wendler und Andrea Berg ist und dabei gerne Paartanz mit Pogen und Prosecco mit Bier substituiert.
Emocore ja, negative Vibrations nö. Das Elend der Welt, sowie Depressionen werden bewusst links liegen gelassen. "Das thematisieren ein Haufen anderer Bands da draußen für uns", erläutert Sänger Gavin Butler den Schachzug. Die eigene Musik? "Eine Form des Eskapismus" Der Hörer solle einfach mal eine halbe Stunde abschalten und etwas Lustiges hören. Dann legen wir mal los und orientieren uns dabei streng am Party-Knigge.
"Start The Party", wichtig hier vor allem: Bar-Atmosphäre, Geschrei und zerbrechende Flaschen und Gläser. Die Band beginnt, erst rifft die Gitarre, dann kickt das Schlagzeug dann legen alle los: "Get Up, Get Up, Keep Moving / Don't Stop Till We Hang From The Rafters". Die Halle kocht, eigentlich braucht die Band keine Mikros, denn es gröhlen ohnehin alle mit, selbst die Mädels dürfen ran (P - A - R - T - Y, is klar).
Dass auch jeder den Chorus mitsingen kann, wird durch die gelbe Markierung der diversen Refrains im Booklett sichergestellt. Mit Ausnahme der Texte sind so nebenbei bemerkt auch die drei Nachfolgesongs "Radio", "We Live On" und "Let Me Go" weitgehend austauschbar. Aber was solls: Es knallt rein, wen interessieren da schon die Schülerband-Arrangements?
Nicht weniger uninnovativ aber dafür eine ganze Spur härter geht es dann in "Take Away The Misery" zur Sache - direkt vom Keller-Proberaum ins Ohr, Anleihen im Screamo-Bereich finden sich, gleichzeitig sind hymnisch-cleane-Refrains Ehrensache - nur keinen verstören!
Schnell gibt man sich daher auch wieder versöhnlicher. "Keep Singing" und "Running Scared" orientieren sich zum einen am Sound des Albumvorgängers "Hope", plätschern dabei aber gleichzeitig auch sehr nichtssagend vor sich hin. Apropos dahinplätschern: Spielt die Band das Album komplett live, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sich Bier zu holen, denn bei der Ballade "You" verpasst man erstens nicht viel und kann sich zweitens für das Aufbegehren der letzten zehn Minuten wappnen, ehe man erschöpft "vom Dachbalken hängt".
Musikalisch gesehen gibt es dazu allerdings nicht mehr viel Neues zu sagen. Hingewiesen sei abschließend höchstens noch auf ein Zitat aus dem zweitletzten Titel. Denn in gelb steht geschrieben: "I Can't Stop Myself From Celebrating / I've Been Told You Sleep When You're Dead".
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