laut.de-Kritik
Rohes Fleisch für die Tanzfläche.
Review von Karim ChughtaiDas Debütalbum "Romborama" und die Gunst eines jeden Blogs der westlichen Hype-Hemisphäre im Rücken bescherte den maskierten Krawall-Ravern alles andere als ein ruhiges Jahr. Mindestens der halbe Erdball wollte die kompromisslose Brachialität der Death Crew '77 bezeugen. Der Erwartung getrotzt einzig als kurzzeitiger Club-Act zu taugen, entwickelte sich das Projekt Bloody Beetroots zum globalen Rave-Exzess, der auch auf Festivals in Augenhöhe mit der Hauptbühnen-Show steht.
Innerhalb von nur drei Jahren erwuchs der Spider-Man-Clan um Sir Bob Cornelius Rifo zu dem martialischen Electro-Punk-Wahnsinn, der heute, dort wo er wütet, nichts als Schutt und Asche zurücklässt. Statt neuem Output mobilisiert der Italiener jetzt seine besten Remixe dieser Spanne für die gepflegte Ausschreitung zuhause.
Auch wenn sich alle Bearbeitungen der richtig großen Club-Burner darin versammeln (u.a. Tigas "Mind Dimension", Proxys "Who Are You?" oder "Bounce" von MSTKRFT), verwöhnt das Sammelwerk den geneigten Raver nicht wirklich. Es fehlt die Verbundenheit zum inzwischen längst abgefeierten Inhalt, der weder durch nostalgische Distanz noch exklusiven Überzeugungsgeschicks punkten kann. Nur für Einsteiger bietet "Best Of ...Remixes" ein gut geschnürtes Paket mit adäquatem Überblick von der italienischen Eskalationsbemühung.
Auf Compilation-Format entblößt sich vielmehr das immerselbe Schema, nachdem Rifo Hand anlegte. Ganz gleich woher die Originalversion rührt, jedes Mal aufs Neue wird ihr die Venom-Maskerade grobschlächtig übergestülpt, bis sie um Luft ringt und den musikalischen Amoklauf herbeisehnt.
Durchweg ist das Resultat mehr als vorhersehbar: Lauthalse Oldschool-Breaks machen sich zwischen überladenen und übersteuerten Synthesizer breit – und das auch noch mit dem sich ständig wiederholenden Klangarsenal der inzwischen schon tradierten Italo-Rave-Schule. Einziges Ziel: Revolte. Das funktioniert zwar und schrappt an der Grenze jedes Sound- und Nervensystems, aber wie ein Bloody Beetroots-Remix am Ende klingt, weiß man schon vor dessen Produktion.
Die Herangehensweise ist vergleichbar mit dem Schicksal eines Buffets. Egal wie üppig aufgefahren, fein angerichtet und aufwändig drapiert es dasteht, wenn Mr. Rifo daran entlang schlendert werden sämtliche Hors d'œuvres einfach gegen rohes, blutiges Fleisch ersetzt, fertig. Salat braucht kein Mensch findet Rifo.
Ohne ihre rohe Live-Energie, ohne Tanzfläche, ohne Pogomeute, ohne Schnaps, scheitern The Bloody Beetroots an ihrer Eintönigkeit. Konnte "Romborama" einige Facetten musikalischer Spielereien aufweisen, zeugt "Best Of ...Remixes" allein von der Remixphilosophie des Italieners - dem grobmotorischen Klöppel-Schema. Und doch schafft es jeder einzelne Track spielend, die Decke eines Clubs in Brand zu setzen.
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Klingt iwie nichtmal nach den 3 Sternen