laut.de-Kritik
Zwei Kanadier unter Strom.
Review von Eberhard DoblerDie derben Corona-Jahre dürften den beiden Kanadiern nicht gerade geholfen haben. Nachdem die Karriere 2018 mit dem re-releasten Debüt "Black Holes" endlich mal Fahrt aufgenommen hatte, stand die Welt plötzlich still: Das Worst Case-Szenario für eine aufstrebende Band wie The Blue Stones, die besonders für ihre energetischen Livegigs bekannt ist.
Immerhin verfielen Tarek Jafar (Main-Vocals, Guitars) und Justin Tessier (Drums) nicht in eine lähmend depressive Phase, im Gegenteil. Ende 2022 stehen gleich zwei weitere Studioalben auf der Habenseite. Mit dem 2021 veröffentlichten "Hidden Gems" tourte man in diesem Frühjahr auch wieder in Europa und präsentiert nur ein halbes Jahr darauf den Drittling.
Und "Pretty Monster" demonstriert, dass The Blue Stones nach wie vor unter Strom stehen. Nach dem gelöst optimistischen Einstieg "Healing" fährt "Don't Miss" alle Stärken auf: Tempo, mitreißendes Riff, toughe Vocals, ein hymnischer Halftime-Break. Ein starker Track, der in keinem Liveset mehr fehlen dürfte.
Auch "Cards Are Down" bleibt dem modern produzierten, Tanzboden-tauglichen, Bluesrock-getriebenen und stets mit ordentlich Vintagefeel aufgeladenen Sound treu. Dank zahlreichen Gitarrenspuren und -effekten sowie flankierenden Loops und Synths klingen die beiden Musiker zudem wieder so, als ginge eine komplette Band zu Werke.
"Stay With Me" scheppert und lässt den Fuzz brummen. Auch das schnelle, mit bassigem Mittelteil ausgestattete "Let Me Out" steht für die roughe Seite der Blue Stones. Denn die Band zelebriert bekanntlich auch eine andere, ihr zweites Standbein sozusagen: Pop-orientierte, ja, Charts-kompatible Vocals. Nachzuhören auf Tracks wie "Camera Roll". Die gut instrumentierte, melancholische Ballade ließe sich ansatzlos in eine Mainstream-Radio-Playlist einfügen.
"What's It Take To Be Happy?", das zu Beginn fast an die Melodien Jack Johnsons erinnert, oder "Good Ideas" und "No Angels" beschreiten eher eine Art Mittelweg: Tareks Soul-taugliche Stimme trifft auf das ein oder andere knarzende Riff oder kräftigen Drumbeat. Oder wie es der Sänger und Gitarrist selbst ausdrückt: "eine ungezähmte Bestie, die in einem schönen Äußeren steckt". Unterm Strich legen The Blue Stones ein Album hin, wie man es erwartet hat. Als Producer war dieses Mal u.a. Joe Chiccarelli (The White Stripes und The Strokes) beteiligt.
2 Kommentare
"Rock" der jede Kante ablegt um sich im Radio einfügen zu können. Spannend
Erinnert mich verdammt an die Black Keys, nur nochn bisken polierter. Hat der Interessierte genug von, live stell ich mir allerdings ziemlich geil vor.. 3/5